Gelungener Serienauftakt. Interessante und glaubhafte Charaktere. Spannende, schnelle Story, die nicht in Voyeurismus abdriftet.
Gerade noch wurde die Rechtsmedizinerin Professorin Farah Rosendahl auf einer einsamen Landstraße von zwei Rowdies in einem Golf belästigt, als ihr kurz darauf in einer unübersichtlichen Kurve ein Mann vor das eigene Fahrzeug läuft. Der Schwerverletzte rappelt sich jedoch auf und schleppt sich Richtung Wald. Farah schwankt - soll sie ihm folgen oder nicht? In jedem Fall informiert sie - schlau, dass das mal jemand in einem Thriller macht - einen Freund bei der Polizei per Handy: Kriminalhauptkommissar Wase Rahimi. Und so beginnt ziemlich spektakulär der Serienauftakt um eine Rechtsmedizinerin und einen Kommissar.Mir haben neben dem spannenden Fall besonders die Charaktere sehr gut gefallen. Allesamt sehr glaubwürdig ausgearbeitet, mit interessanten Backgrounds und einigen losen Fäden im Leben, die in den nächsten Bänden noch zusammengeführt werden müssen. Obwohl die Handlung rasch vorangetrieben wird, gibt die Autorin immer wieder Einblick in die Polizeiarbeit, die mühsam, manchmal enttäuschend und dann wieder erfolgreich in Einzelaspekten ist. Als Lesende sind wir ganz nah am Geschehen und schauen der Soko am Tatort oder im Besprechungsraum über die Schulter. Vorgehensweisen, Dienstbesprechungen und wichtige Fakten werden geschmeidig in das Geschehen eingebaut, so dass man nicht aus der Handlung herausgerissen wird. Das scheint mir an einem frischen Schreibstil zu liegen, der sich sehr gut lesen läßt und an jeder Stelle authentisch wirkt. Zudem konzentriert sich der Blick auf die Opfer, auch auf Angehörige, und nicht auf die Tat. Ohne zu viel zu verraten, sei nur erwähnt, dass wir alles Wissenswerte über die Spurensicherung und die Rechtsmedizin erfahren und nicht aus der Tätersicht.Insgesamt ein gelungener Serienauftakt, mit tollen Figuren, einem zugänglichen, modernen Schreibstil, der nicht künstlich wirkt, und einer Empathie für die Opfer, die sich auch in den Protagonisten spiegelt.Wer die Möglichkeit hat, Chris Warnat bei einer Lesung zu erleben, sollte die Gelegenheit nutzen. Eine sehr sympathische Autorin, die viel über die Entstehungsgeschichte ihres ersten Thrillers verrät.