Schöne Momente und einige Katastrophen im Wochenendhaus - besondere Geschichte über eine komplizierte, etwas anstrengende Familie
"Ich bin so wütend", hörte er sie sagen und blieb hinter einer Yucca-Palme stehen, die seiner Meinung nach ziemlich im Weg stand, aber was wusste er schon."Wütend?", schniefte Marika. "Wenn er jetzt stirbt, ist es, als wollte er mir eins auswischen."Im Sommerhaus der Familie - ihrer Ritterburg- haben Cecilia, Jonas und Marika Ritter als Kinder viele unbeschwerte Momente mit ihren Eltern Walter und Marianne erlebt. Doch jetzt trifft man sich dort nur noch sehr sporadisch zu besonderen Gelegenheiten. Vieles hat sich gewandelt und aktuell droht eine besonders große Veränderung: die Ehe von Walter und Marianne steht auf der Kippe. Alle treffen sich für einige letzte Wochenenden im Haus. Dort werden sie mit Erinnerungen, Konflikten und wichtigen Fragen konfrontiert. Wie geht es weiter mit dem Haus, wenn die Bewohner in alle Winde verstreut sind?In kurzen Kapiteln schildert Autorin Kristina Pfister, was sich im Ferienhaus bei Treffen über die vier Jahreszeiten ereignet. Immer wieder sind den Kapiteln kurze Passagen vorangeschoben, die nicht chronologisch in die Handlung passen und die vor allem anfangs nicht klar einzuordnen sind. Es braucht etwas, bis man sich in der Handlung zurechtfindet. Abwechselnd wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. So erhält man nach und nach ein umfassendes Bild der Familie. Der Roman ist klar und leicht verständlich formuliert.Viele unterschiedliche extreme Charaktere gehören zur Familie Ritter. Mutter Marianne will nicht mehr so weitermachen wie bisher, möchte ihre eigenen Interessen mehr in den Fokus stellen. Es dringt ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit ans Licht. Vater Walter versteht Mariannes Haltung nicht, für ihn könnte alles so bleiben, wie es ist. Ähnlich sieht das Sohn Jonas, der ebenso in einer Ehekrise steckt wie sein Vater. Seine ältere Schwester Cecilia hat keine Lust mehr darauf, immer für alles verantwortlich zu sein. Die jüngste Schwester Marika fühlt sich hingegen noch nicht bereit für mehr Verantwortung. Freilich gibt es bei all den unterschiedlichen Einstellungen allerhand Stoff für Konflikte...Was bedeutet Familie? Was hält sie zusammen?Darum geht es in "Nach dem Sommerregen". Kristina Pfister zeichnet ein umfassendes Bild von einer komplizierten Familie mit sehr spezieller Dynamik. Es war spannend und interessant, aber mitunter auch recht anstrengend, die Familie mit all ihren Stärken, Schwächen und vielen Konflikten kennenzulernen. Einige Wesenszüge und Merkmale der Geschwisterkonstellationen kamen mir durchaus bekannt vor, waren genau und fein beobachtet. Mit bestimmten herausfordernden Charakteren wie der dominanten, stets unzufriedenen Cecilia, Mutter Marianne oder Marika, deren Verhalten ich nicht immer ganz nachvollziehen konnte, hatte ich allerdings meine Schwierigkeiten. So fiel es mir schwer, mit manchen Personen mitzufühlen. Ich empfand die Geschichte insgesamt als unterhaltsam, für das perfekte Sommerbuch fehlt mir allerdings die Leichtigkeit und der Mitfieberfaktor. Für mich ein solider, aber nicht der beste Roman der Autorin.