Erinnert an ¿Garnett Girls¿, die drei Geschwister werden im Verlauf des Romans immer greifbarer.
Früher war das alte Ferienhaus an der Mühle für die Ritter-Geschwister Cecilia, Jonas und Marika ein zweites Zuhause. Fast jedes Wochenende haben sie dort verbracht. Heute sehen sie sich nur noch selten, jeder steckt mitten im eigenen Leben, mit eigenen Wegen und Schwierigkeiten. Als die Eltern sich trennen und das Haus verkauft werden soll, droht ihr vertrauter Rückzugsort für immer verloren zu gehen. Um sich ein Stück dieser Vergangenheit zu bewahren, beschließen sie, noch einige gemeinsame Wochenenden dort zu verbringen. Zwischen Erinnerungen und Neuanfang, zwischen Loslassen und Festhalten, müssen die drei herausfinden, was Familie für sie bedeutet, wenn der feste Anker ihrer Kindheit verschwindet.____Obwohl Cover und Titel es vielleicht vermuten lassen, ist "Nach dem Sommerregen" von XX für mich kein klassischer Sommerroman. Die Handlung umfasst ein ganzes Jahr, und gerade das macht den Roman für mich interessant: Wir begleiten die Geschwister Cecilia, Jonas und Marika Ritter, die noch einmal in das alte Ferienhaus ihrer Kindheit, die Ritter-Burg, zurückkehren. Dort treffen sie nicht nur auf Erinnerungen, sondern bringen auch ihre eigenen Krisen und Fragen mit. Von Anfang an fühlte ich mich ein wenig an die "Garnett Girls" erinnert, aber ihre Charaktere waren mir näher. Zunächst hatte ich den Eindruck, die Figuren in "Nach dem Sommerregen" seien im Vergleich eher oberflächlich gezeichnet. Doch je weiter ich las, desto mehr Tiefe gewannen sie. Mit der Zeit öffnet sich der Blick in ihr Innerstes, und jede einzelne Figur rückt mit ihrer Geschichte in den Mittelpunkt.Man lernt alle drei Geschwister, aber auch die Eltern intensiv kennen. Jeder bringt seine eigenen Probleme mit ins Haus und meist hängen diese eng mit der eigenen kleinen Familie und den Kindern zusammen. Die Charaktere sind gut durchdrungen, ihre Gefühle wirken echt, ihre Handlungen nachvollziehbar und nie aus der Luft gegriffen. Spannung im klassischen Sinne gibt es nur wenig, aber genau das ist auch nicht das Ziel dieses Romans. Es geht vielmehr um das Innenleben, um Entwicklungen und um die versteckten, manchmal schmerzhaften, manchmal schönen Dynamiken innerhalb einer Familie.Mir persönlich war die Konzentration auf Erziehungsthemen zwischendurch ein bisschen zu viel. Gleichzeitig ist es genau dieser Bereich, in dem einige Figuren eine glaubwürdige, feinfühlige Entwicklung durchlaufen, die ich wiederum sehr gelungen fand. Cecilias Charakter ist mir ans Herz gewachsen. Sie übernimmt Verantwortung für alle, fast selbstverständlich und geht dabei weit über ihre Grenzen. Dabei versucht sie ihr Kind perfekt zu erziehen. Zu verstehen, warum das so ist und wie sie sich nach und nach verändert, hat mich bewegt, so gut war es herausgearbeitet.Das eingewobene Familiengeheimnis hätte es für mich dagegen nicht gebraucht. Sein Fehlen oder ein direkt Nennen, hätte an den Handlungen und Denkweisen der erwachsenen Geschwister kaum etwas verändert und war für mein Empfinden nicht entscheidend für die Geschichte. Umso stärker fand ich die Passagen, in denen es schlicht um die Beziehung der Geschwister zueinander und ihren Partnern geht, um ihr Ringen mit sich selbst und miteinander.Die Sprache ist einfach gehalten, aber niemals stillos. Sie liest sich leicht und flüssig und bringt dennoch immer wieder Momente hervor, in denen man innehält, weil das Gesagte wirkt. Genau diese unaufgeregte Klarheit passt zu einem Buch, das nicht auf Spannung oder große Wendungen setzt, sondern auf Authentizität, Nähe und die feinen Verschiebungen im Leben einer Familie über ein ganzes Jahr hinweg.