Tinnitus-Betroffene leiden doppelt: an gesellschaftlichen Veränderungen und an einem inneren Konflikt. Michael Tillmanns theoretische und klinische Studie stellt dies erstmals psychoanalytisch fundiert dar. Der Autor entschlüsselt, was sich psychodynamisch und gesellschaftlich hinter der Symptomatik verbirgt. Inwieweit verschließt das Rauschen die Subjekthaftigkeit? Liegt im Leiden am Tinnitus ein unbewusster Ausdruck von Sinnlichkeit? Verweist die Tinnitus-Symptomatik auf einen entgleisten präverbalen Dialog? Ermöglicht das hartnäckig resistente Symptom einen Zugang zum »Unerhörten«?
Tillmann fragt nach dem unbewussten Sinn des Leidens und beschreibt, wie eine Brücke zum eingekapselten emotionalen Erleben im Unbewussten hergestellt werden kann. Er wendet dabei die wichtigsten entwicklungspsychologischen Konzepte auf den Tinnitus an. Diese erste psychoanalytische Studie zum Thema Tinnitus stützt sich auf viele Jahre klinischer Forschung und richtet sich nicht nur an Psychotherapeuten, Psychoanalytiker, klinische Psychologen und Ärzte, sondern auch an Betroffene.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vorwort
Danksagung
Einführung
Teil I Historische und theoretische Abhandlung
1. Geschichte des Hörens aus medizinischer Sicht
Vorbemerkungen
Genealogische Bedeutungskonstruktionen zum Hören und Ge-hören
Medizinhistorische Aspekte und der Prozess der Entsubjektivierung
Ausblick und Fazit
2. Behandlungsformen der Medizin
Vorausblick
Weltweite Zunahme von Tinnitus-Betroffenen
Medikamentöse Therapieversuche
»Prothesen- und Hightech-Medizin« innerhalb ambulanter Therapie
Psychologische und psychotherapeutische Behandlung
Tinnitus: Die verkleidete Hysterie
Abschließende Diskussion
3. Entwicklungspsychologische Aspekte
Vom Tonangeben des Unbewussten in der prä- und postnatalen Hörwelt
Zum ästhetischen Erleben in der menschlichen Entwicklung und aus künstlerischer Perspektive
Teil II Klinischer Teil und Technik
4. Allgemeine Überlegungen zur psychoanalytischen Theoriebildung der Hysterie
Hysterie als Krankheitskonzept historisch betrachtet
Das psychoanalytische Konzept der Hysterie von Freud
Psychosomatische Konzepte
Der Begriff der Konversion und das Konzept der Angstneurose
Die psychosomatische Konzeption von seelischem Konflikt und körperlicher Krankheit
Max Schurs De- und Resomatisierungsmodell
Das Modell der »zweiphasigen Abwehr« von Mitscherlich
Die französische psychosomatische Schule: Pensée opératoire
Klinisch-deskriptive Merkmale der psychosomatischen Struktur
Fazit
5. Lorenzers Theorie: Die Entwicklung des Individuellen
Zusammenfassende Bemerkungen
6. Klinisch-psychoanalytische Theoriebildung zur Hysterie
Theoretisch-konzeptionelle Überlegungen
7. Rupprecht-Schamperas Modell misslungener Separationsversuche
8. Zur Theorie und Technik der Behandlung Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehen
9. Die analytische Arbeit im Prozess von Übertragung und Gegenübertragung
Fallvignette
Die erste Begegnung mit dem Patienten
Biografisch bedeutsame Erlebnisse
Zur Behandlung
Fazit
Die zweite Behandlung
10. Schlussbetrachtungen
Literatur
Namenregister