Der Autor bekennt sich zu einem Optimalismus, der unter ungünstigen Umständen nicht nur für die Heranwachsenden und Lerner, sondern auch für Erzieher und Lehrer das Bestmögliche realisieren will.
Das Resumée eines großen Pädagogen
Wilfried Gottschalch versucht in diesem Buch seine subjektiven Erfahrungen als Jugendleiter, Lehrer, Hochschullehrer und Homo politicus so zu objektivieren, daß sie anderen Pädagogen Orientierungshilfe bieten können. Er entwirft in ihm eine skeptische Pädagogik, die nicht zum Verzweifeln, sondern zu besonnenem Eingreifen anregen will. Zur Erkundung der inneren Welt gebraucht er die Psychoanalyse, weil psychoanalytische Erfahrung Pädagogen zu höherer Wahrnehmungsfähigkeit verhelfen kann: für ihre eigene innere Welt und für die Welt ihrer Kinder, Jugendlichen, Klienten und Kollegen. Das Buch soll zum Beobachten, Phantasieren, Denken und Handeln anregen. Kommen noch Gelassenheit, Empathie sowie die Fähigkeiten zur Besorgnis und zum Alleinsein hinzu, dann sind wohl die wesentlichen psychischen Voraussetzungen gegeben, hinreichend gut zu lernen, zu erziehen und zu lehren.
Wilfried Gottschalch, geb 1929 in Dresden, Buchhändlerlehre, Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, 1961 Promotion zum Dr. rer. pol. , seit 1966 Prof. für Didaktik der Politik und Soziogie an der Päd. Hochschule Berlin, 1971 Prof. f. Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Sozilisationsforschung an der Universität Bremen, 1979 Prof. f. theoretische Andragologie an der Universität Amsterdam, 1993 emeritiert, seitdem Gastprofessuren an den Universitäten Hildesheim und Bremen und an den Technischen Universitäten Chemnitz und Dresden, seit 1997 Honorarprof. für Sozialpädagogik und Sozialarbeit an der TU Dresden. Viele Veröffentlichungen zur politischen Soziologie, Sozialisationsforschung und Pädagogik.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
1. Erziehen - ein unmöglicher Beruf Der Wunsch, Pädagoge zu werden
1.1 Annäherungen an eine skeptische Pädagogik
1.2 Pädagogik als an den Wissenschaften vom Menschen orientierte
2. Aufrechter Gang als anthropische Gegebenheit Was ist der Mensch
2.2 Vertrautheit und Fremdheit
2.3 Geschichte als Verhängnis und Auftrag
3. Wissen, Glauben, Skepsis Das Auge-Hand-Feld als Reich des Wissens
3.1 Die Gewißheit des Glaubens
3.2 Die Ungewißheit der Skepsis
4. Realität und Idealität in der Pädagogik
4.1 Die gesellschaftliche Geringschätzung der Erziehertätigkeit
4.2 Idealisierung und Ichideal
4.3 Ich-Lust in der Schule
5. Vom Es zum Ich Triebnatur und Ichstruktur
5.1 Sublimierung
5.2 Objektbeziehungen
6. Inneres Muß und äußerer Zwang Zwang und Freiheit in der Erziehung
6.1 Die normative Kraft der Gruppe
6.2 Die Entstehung des Gewissens aus dem Liebeszwang
7. Liebe, Haß und Schuldgefühl Das Hin und Her von Liebe und Haß
7.1 Schuld, Trauer und Wiederherstellung
7.2 Depressive Position, Fähigkeit zur Besorgnis und schöpferische Tätigkeit
8. Schwierigkeiten mit der Geschlechtsidentität der Pädagogen Undeutliche Geschlechtsidentität
8.1 Die Ausschließung des Vaters
8.2 Mütterlichkeit und Väterlichkeit im pädagogischen Handeln
9. Übertragung und Gegenübertragung Die Übertragung als Hindernis
9.1 Probleme mit der Gegenübertragung
9.2 Entwicklung des Arbeitsbündnisses
10. Die Schule als Möglichkeitsraum Vom Übergangsobjekt zum Möglichkeitsraum
10.1 Schulen zum Davonlaufen
10.2 Zwischenwelt und Zwischenzeit
11. Elternarbeit Begegnung mit den Eltern
11.1 Das Eigene und das Fremde
11.2 Verständigungsarbeit
12. Chaos und Ordnung Unruhige Klassen
12.1 Gruppenbeziehungen
12.2 Die dritte Sache
13. Erziehung zum Genuß "Lieben und Arbeiten" oder "Genuß- und Leistungsfähigkeit"?
13.1 Rehabilitierung der Sinnlichkeit
13.2 Vom Spiel zum schöpferischen Tun
14. Schlußbemerkung: Leidenschaft und Skepsis