Grandioses Buch über ungesehenes Leid
[Werbung/Rezensionsexemplar]Es passiert mir immer wieder, dass ich Bücher, die mich begeistern, nicht rezensiere. Sind wir mal ehrlich: Sich aufregen ist manchmal leichter (und generell unterhaltsamer) als Lobeshymnen zu singen, die am Ende doch alle irgendwie gleich klingen - ich weiß, ich weiß. Asche auf mein Haupt und so weiter. Es gibt durchaus noblere Angewohnheiten, ich gelobe Besserung.Jedenfalls habe ich schon vor drei Jahren ganz gebannt von "Lügen über meine Mutter" gelesen, und "Junge Frau mit Katze", die sozusagen Fortsetzung, musste entsprechend ebenfalls sofort inhaliert werden. Wurde sie auch. Weil Daniela Dröscher einem einfach aus der Seele schreibt, irgendwie, immer wieder.Wieder treffen wir Ela, dieses Mal als erwachsene Frau, gefangen zwischen den eigenen Ansprüchen an sich selbst und einem Körper, der sie immer wieder im Stich lässt. Nichts ist so anstrengend, so existenziell bedrohlich wie ein kranker Körper, dem man nicht zu helfen weiß, dem niemand so richtig zu helfen weiß und für dessen Genesung man trotzdem irgendwie selbst verantwortlich ist. Wir verfolgen diesen Kampf, dieses ewige Tauziehen zwischen Leistung und Selbstliebe, den Drahtseilakt, den ein Leben mit chronischer Krankheit bedeutet. Ich hab mich immer wieder so gesehen gefühlt, hab die tiefe Einsamkeit gespürt, in die ein Gefängnis aus Schmerz für uns alle immer und immer wieder bedeutet. Es ist doch einfach eine grundmenschliche Erfahrung, die Sorge um das Vehikel, an das under Geist qua Geburt gekettet wurde. "Junge Frau mit Katze" macht sie sichtbar - und dafür bin ich dankbar, ehrlich mal.Wie auch das letzte Buch kann ich euch ebenjenes nur ans Herz legen. Gerne lese, lohnt sich.