Ein toller Reihenauftakt! Wie ein Historienroman im Fantasygewand.
Robin Hobb hat mehrere Fantasy-Buchreihen geschrieben, die in dieser Fantasy-Welt spielen. Dazu zählen u. a. "Die Chronik der Weitseher¿, "Das Geheimnis der Seelenschiffe¿-Reihe und "Die Regenwildnis-Chroniken¿. Vor einiger Zeit hatte ich die Regenwildnis-Chroniken von Robin Hobb regelrecht verschlungen - die erste Reihe, die ich von ihr gelesen hatte und der Grundstein dafür, dass ich noch mehr Geschichten von ihr in dieser Welt mit den Charakteren lesen wollte. Die Seelenschiff-Reihe spielt allerdings vor den Ereignissen aus den Regenwildnis-Chroniken, sodass man ein bisschen zu bestimmten Begebenheiten und Charakteren gespoilert wird. Für mich alles andere als schlimm. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit einigen der Charakteren begonnen hat und außerdem war ich absolut neugierig auf bestimmte Ereignisse, die in den Regenwildnis-Chroniken nur umrissen erzählt wurden. Also - somit auf in ein neues Abenteuer. Eine Geschichte über eine Seefahrerfamilie, sprechende Schiffe, Seeschlangen, Piraten und dunklen Geheimnissen in Kombination mit politischen Verwicklungen Der Auftaktband der Trilogie "Das Geheimnis der Seelenschiffe¿ von Robin Hobb beginnt in der Seefahrer- und Händlerstadt Bingstadt bei den verfluchten Gestaden. Die Vestrits, die in Bingstadt leben, sind seit Generationen eine Seefahrerfamilie - und zu ihnen gehört das noch nicht erwachte Seelenschiff Viviace, welches wie ein Familienmitglied ist. Als der Kapitän Ephron Vestrit stirbt, erwacht die Viviace. Eigentlich hätte seine jüngste Tochter Althea die nachfolgende Kapitänin werden sollen, doch stattdessen wird ihr Schwager Kyle Haven ernannt. Noch dazu besteht das Erbe aus einem Berg an Schulden. Während Althea nun versucht, sich einen Ruf als Seefahrerin anderweitig aufzubauen, um ihr Schiff wieder zurückzubekommen, steuert Kyle das fühlende und frisch erwachte Seelenschiff Viviace ihren Verderben entgegen...Robin Hobb baut hier langsam und detailreich eine riesige Geschichte auf über eine Seefahrerfamilie, sprechende und fühlende Schiffe, Seeschlagen, Piraten und in Kombination mit politischen Verwicklungen, einigen dunklen Geheimnissen und auch Seeschlachten kommen nicht zu kurz. Bestimmte Probleme, wie die Kluft zwischen Gesellschaftsklassen, aber auch Sklaverei und Ausbeutung wurden in die Trilogie mit eingebunden. Auch die heikle und angespannte Situationen zu anderen Ländern fließt mit ein, wie z. B. zu Jamaillia, welches immer mehr Einfluss auf Bingstadt ausübt, oder die Gefahr durch das nördliche Chalced, welches gerne mehr Land und Reichtum haben möchte. Es ist wie ein Historienroman im Fantasygewand. Hin und wieder wirkt die Story auch ein bisschen langatmig, aber das, worauf die Autorin hier "hinschreibt¿ ist etwas ganz Großes. Was ich mit dem Hintergrundwissen der gesamten Trilogie schreiben kann. ^^ Geduld wird hier mehr als nur belohnt. Davon einmal abgesehen hat die Geschichte eine tolle Sogwirkung was die Handlung an sich betrifft, aber auch die Charaktere und die "Landschaft¿. Dabei werden auch eine Menge Fragen aufgeworfen - und ich fieberte regelrecht auf die Antworten hin, die lange offen gelassen werden. Denn was ist zum Beispiel das Geheimnis der Seelenschiffe - warum können sie fühlen und reden?Was die Charaktere betrifft, so versteht Robin Hobb es einmalig gut, tiefgründige Charaktere zu erschaffen, die man Stück für Stück immer besser kennenlernen kann. Die Gedanken- und Gefühlswelt der Einzelnen wird weit und total spannend erzählt. Auch sie haben Geheimnisse, die dem Leser nicht sofort offenbart werden. Und einige machen eine wirklich krasse Entwicklung durch. So gibt es zum Beispeil Wintrow, Altheas Neffe, der dazu gezwungen wird, sein Leben als Priester aufzugeben, um ein Seefahrer auf dem Familienschiff zu werden. Er ist stetig bemüht, alles mit Logik und Ruhe zu betrachten - doch hat er damit nicht immer Erfolg. Der berüchtigte Piratenkapitän Kennit, der nach außen hin eine Fassade aufrechterhält, seine wahren mysteriösen Gedanken vor anderen verschließt - wie auch seine Vergangenheit, die ihm immer wieder zu schaffen macht. Althea, die mit Mühe alles versucht, um ihr Familienschiff zu retten. Amber, eine Zimmerin, die wie ein Geist wirkt, auf der Suche nach etwas ist und sich deshalb vom Schicksal treiben lässt. Ronica, Altheas Mutter, die wie ein Fels in der Brandung ist - noch dazu eine meine Lieblingscharakterinnen aus der Reihe. Und deren Enkelin Malta, die ein regelrechtes verzogenes Kind ist, welches immer auf den eigenen Vorteil bedacht ist und die Menschen um sie herum versucht zu manipulieren. Und vielleicht könnte ein auf dem ersten Blick verrücktes Seelschiff namens Paragon, welches sich merkwürdigerweise an vieles aus seiner Vergangenheit nicht erinnern kann, auch eine wichtige Rolle spielen... Die Liste könnte so weitergehen, doch mehr als das wäre ein zu großer Spoiler.Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und unterteilt sich in mehrere Handlungsstränge. Selbst aus der Sicht von einigen Seeschlangen gibt es einen Erzählstrang, was ich ziemlich interessant finde.Den Showdown fand ich regelrecht bildgewaltig. Es hat mein Herz auf jeden Fall zum Klopfen gebracht und mich dazu gebracht, gleich darauf den zweiten Band zu lesen. ^^ Fazit:Ein toller Reihenauftakt. Es ist wie ein Historienroman im Fantasygewand. Die Geschichte einer Seefahrerfamilie und -stadt, sprechende Schiffe, Piraten, Seeschlangen, dunklen Geheimnissen, Abenteuer, Seeschlachten und politischen Verwicklungen. Und ganz wunderbar und detailreich von Robin Hobb erzählt. Eine Reihe, die ich sehr gerne weitergelesen hatte.