Ich habe Erebos vor Jahren zum ersten Mal gelesen und jetzt noch einmal und es funktioniert immer noch. Von der ersten Seite an baut sich eine Spannung auf, die nicht nachlässt. Ein Computerspiel, das nur ausgewählte Schüler spielen dürfen, das Aufgaben stellt, die in die Wirklichkeit reichen, und das mehr über seine Spieler weiß, als es sollte. Schon die Grundidee ist genial, aber was Ursula Poznanski daraus macht, ist beeindruckend.Man begleitet Nick, der zunächst nur neugierig ist, dann aber immer tiefer hineingerät. Die Grenze zwischen Spiel und Realität verschwimmt, und man merkt, wie gefährlich Kontrolle und Manipulation werden können. Diese Entwicklung ist glaubwürdig, weil man versteht, warum er sich darauf einlässt.Das Buch ist rasant, ohne auf Tiefe zu verzichten. Die Autorin schafft es, Technik und Moral miteinander zu verknüpfen, ohne belehrend zu wirken. Alles, was im Spiel passiert, spiegelt etwas Reales wider - Macht, Gruppenzwang, Verführung. Das hat mich mehr beschäftigt, als ich erwartet hatte.Der Schreibstil ist flüssig, direkt und sehr bildlich. Man ist sofort in dieser Schulwelt, spürt die Neugier, den Reiz des Unbekannten und gleichzeitig das Unbehagen. Besonders stark ist, dass die Spannung nicht nur aus der Handlung, sondern auch aus den Fragen entsteht, die das Buch stellt: Wie weit würde man selbst gehen? Wann hört Spielen auf und beginnt Gehorsam?Das Ende ist konsequent und befriedigend. Keine losen Fäden, keine übertriebenen Wendungen, einfach ein starker Abschluss, der noch nachwirkt.Für mich eines der besten Jugendbücher, das ich kenne