Wir leben in einer komplexen Welt und werden jeden Tag von einer unglaublichen Anzahl von Informationen überflutet. Die rationale Entscheidungstheorie nimmt an, dass Menschen all diese Informationen verarbeiten und auf ihrer Basis objektiv Entscheidungen treffen können. Die menschliche Fähigkeit zur Informationsverarbeitung ist jedoch quantitativ beschränkt und die notwendigen Vereinfachungen um das Leben effizienter zu meistern, können in Abweichungen von der Rationaltheorie oder ihren Annahmen resultieren. Diese Abweichungen können bei allen Urteilen und Entscheidungen des täglichen Lebens geschehen, besonders relevant sind sie jedoch in risikobehafteten Urteils- und Entscheidungssituationen.
Die allgemeine Erkenntnis der Irrationalitäten des menschlichen Entscheidungsverhaltens basiert auf einer Vielzahl anekdotischer, experimenteller und psychologischer Erkenntnisse, sowie abstrahierenden Entscheidungsmodellen. Auf Basis der Erkenntnisse wird in diesem Buch ein Fundament verhaltenswissenschaftlicher Grundlagen für das Risiko Management aufgebaut. Es werden die für das Risiko Management aus dem individuellen, irrationalen Urteils- und Entscheidungsverhalten erwachsenden relevanten Erklärungsansätze und Theorien identifiziert, diese im menschlichen Urteils- und Entscheidungsprozess eingeordnet und so ein fundiertes, theoretisches Gerüst geschaffen.
Das verhaltenwissenschaftliche Fundament wird zur Erklärung des Verhaltens auf Versicherungsmärkten und im unternehmerischen Risiko Management genutzt. Ebenso wird betrachtet, durch welche Vorgehensweisen Unternehmen Risiken aus Urteils- und Entscheidungsfehlern erkennen und minimieren können.
Inhaltsverzeichnis
1;Behavioral Risk Management Ein verhaltenswissenschaftliches Fundamentfür das individuelle und unternehmerische Risikomanagement;1 1.1;INHALTSVERZEICHNIS;3 1.2;1 Einleitung;6 1.3;2 Risikobegriff und Risiko Management;8 1.3.1;2.1 Risikobegriff und Risikoarten;8 1.3.2;2.1.1 Risikobegriff;8 1.3.3;2.1.2 Risikoarten;8 1.3.4;2.2 Risiko Management;9 1.4;3 Grundzüge der rational-basierten Entscheidungstheorie;11 1.4.1;3.1 Rationalität als Grundannahme;11 1.4.2;3.2 Klassische Entscheidungstheorien;13 1.4.2.1;3.2.1 Erwartungswert;13 1.4.2.2;3.2.2 Erwartungsnutzen;13 1.4.3;3.3 Axiomatik der Erwartungsnutzentheorie;16 1.5;4 Wahrnehmung von Risikoinformationen;19 1.5.1;4.1 Urteilsheuristik Definition und Begriffsabgrenzung;19 1.5.2;4.2 Verfügbarkeitsheuristik;21 1.5.2.1;4.2.1 Definition;21 1.5.2.2;4.2.2 Erfahrungsbedingte Verfügbarkeit;21 1.5.2.3;4.2.3 Gedächtnisbedingte Verfügbarkeit;22 1.5.2.4;4.2.4 Vorstellungskraftbedingte Verfügbarkeit;23 1.5.2.5;4.2.5 ScheinkorrelationenEin weiterer Effekt der Verfüg;24 1.5.3;4.3 Repräsentativitätsheuristik;25 1.5.3.1;4.3.1 Definition;25 1.5.3.2;4.3.2 Vernachlässigung der Basisrate;25 1.5.3.3;4.3.3 Mangelnde Berücksichtigung der Stichprobengröße;26 1.5.3.4;4.3.4 Fehlwahrnehmung von Zufälligkeiten;26 1.5.3.5;4.3.5 Fehlbewertung verknüpfter Ereignisse;28 1.5.3.6;4.3.6 Vernachlässigung der Aussagekraft von Informationen;29 1.5.3.7;4.3.7 Vernachlässigung der Regression zum Mittelwert;30 1.5.3.8;4.3.8 Beurteilung der persönlichen Repräsentativität;31 1.5.4;4.4 Ankerheuristik;32 1.5.4.1;4.4.1 Definition;32 1.5.4.2;4.4.2 Mangelhafte Anpassung des expliziten Ankerwerts;33 1.5.4.3;4.4.3 Mangelhafte Anpassung des impliziten Ankers;34 1.5.4.4;4.4.4 Überschätzung der Wahrscheinlichkeit verknüpfter Ereignisse;35 1.5.4.5;4.4.5 Übersteigerte Urteilssicherheit / Overconfidence;36 1.5.4.6;4.4.6 Ankereffekte in Gruppen;38 1.5.5;4.5 Mentale Buchführung;39 1.5.6;4.6 Vermeidung kognitiver Dissonanz;40 1.5.7;4.7 Zusammenfassung und Einordnung;42 1.6;5 Risikobe
wertung und psychologische Bedürfnisse bei der Entscheidungsfindung;45 1.7;5.1 (Experimentelle) Hintergründe der Prospect Theory;45 1.8;5.1.1 Gewissheitseffekt;45 1.9;5.1.2 Spiegelungseffekt;46 1.10;5.1.3 Wahrscheinlichkeitsbedingte Versicherung;47 1.11;5.1.4 Isolierungseffekt;48 1.12;5.2 Prospect Theory;49 1.12.1;5.2.1 Bearbeitung und Evaluation von Informationen;49 1.12.2;5.2.2 Wertfunktion v;50 1.12.3;5.2.3 Wahrscheinlichkeitsgewichtungsfunktion p;52 1.12.4;5.2.4 Cumulative Prospect Theory;54 1.13;5.3 Nachweis der Prospect Theory im Entscheidungsverhalten;55 1.13.1;5.3.1 Einführung;55 1.13.2;5.3.2 Eigenkapitalprämie;56 1.13.3;5.3.3 Dispositionseffekt;56 1.13.4;5.3.4 Status Quo Bias, Verlustaversion und Besitztumseffekt;57 1.13.5;5.3.5 End-Of-The-Day Effekt;59 1.13.6;5.3.6 Sunk Cost Effekt;60 1.14;5.4 Framing: Der Einfluss des Handlungsrahmens;61 1.14.1;5.4.1 Definition;61 1.14.2;5.4.2 Kontextbezogenes Framing;61 1.14.3;5.4.3 Aufgabenbezogenes Framing;65 1.14.4;5.4.4 Hedonic Editing;66 1.15;5.5 Vermeidung von Ambiguität;67 1.16;5.6 Enttäuschung, Reue und Angst;69 1.16.1;5.6.1 Disappointment Theory;69 1.16.2;5.6.2 Regret Theory;72 1.16.3;5.6.3 Risiko als Emotion, insbesondere Angst;74 1.17;5.7 Selbst-Kontrolle;78 1.18;5.8 Herdenverhalten und Informationskaskaden;79 1.19;5.9 Zusammenfassung und Einordnung;82 1.20;6 Versicherungsmärkte im Lichte behavioralistischer Theorien;85 1.20.1;6.1 Einführung;85 1.20.2;6.2 Urteilsfehler und verzerrungen bei der Risikoeinschätzung;85 1.20.3;6.3 Übersteigerte Urteilssicherheit bei Versicherungsnehmern;88 1.20.4;6.4 Ambiguität in Versicherungsunternehmen;93 1.20.5;6.4.1 Ambiguität hinsichtlich Verlustwahrscheinlichkeiten;93 1.20.6;6.5 Ausgestaltung von Versicherungsverträgen;97 1.21;7 Unternehmerisches Risiko Management im Lichte behavioralistischerTheorien;100 1.21.1;7.1 Einordnung von Risiko Management;100 1.21.1.1;7.1.1 Überblick;100 1.21.1.2;7.1.2 Urteilsverzerrungen: Das Beispiel von Sony;101 1.21.1.3;7.1.3 Verhalten von Fina
nzanalysten;103 1.21.2;7.2 Handlungsmöglichkeiten und -empfehlungen;104 1.21.2.1;7.2.1 Aufbau und Relevanz eines Behavioral Risk Management Systems;104 1.21.2.2;7.2.2 Empfehlungen für die Entwicklung von Entscheidungsregeln;108 1.22;8 Zusammenfassung;112 1.23;Literaturverzeichnis;115