Mein Hör-Eindruck:
Thomas Flett, gerade 20 Jahre alt, lebt zusammen mit seiner Mutter in einem abgelegenen irischen Fischerdorf. Er ist Krabbenfischer wie sein Großvater und verantwortlich für den Unterhalt der Familie. Seine tägliche Arbeit ist hart und auch gefährlich durch den Treibsand im Watt, der schon viele Menschen und Pferde das Leben gekostet hat. Thomas fischt noch traditionell mit Pferd und Schleppnetzen, weil ihm das Geld für einen motorisierten Trawler fehlt. Der Autor nimmt sich viel Zeit für die die Beschreibung der täglichen Arbeit und des fast partnerschaftlichen Umfangs mit seinem Pferd. Thomas Leben wird bestimmt durch die Gezeiten, und daher nimmt die Beschreibung der Natur einen großen Raum ein. Es sind wunderschöne, ruhige Bilder, die der Autor seinem Leser bietet: Bilder des Meeres, von Ebbe und Flut und vom Nebel, der die Orientierung erschwert und das Meer und die Landschaften ins Unwirkliche hebt. Diese eindringlichen und dichten Bilder sind es, von denen der Roman lebt.
Trotz der Armut und des entbehrungsreichen Lebens hat Thomas seine Träume. Er liebt die Musik und möchte eines Tages auf der Bühne des örtlichen Pubs stehen und seine Lieder singen. Die Begegnung mit dem Filmregisseur Achesome verstärkt seine Träume, und er erkennt, dass hinter seinem Dorf sich ganz andere Welten öffnen und betreten werden können. Der Traum der großen weiten Welt wird platzen, und Thomas wird auf seine eigene kleine Welt zurückgeworfen werden. Er versinkt jedoch nicht in Resignation, sondern richtet seine Sehnsucht wieder auf seinen Lebensraum und das Musizieren im Pub.
Woods erzählt seine Geschichte in einer bestechend schönen Sprache: ohne jedes Pathos, ohne Effekthascherei, immer leise, immer klar und uneitel und damit so passend für seine Hauptperson! Sprache und Protagonist passen harmonisch und perfekt zusammen. Wie schön, dass sich der Erzähler mit seiner Stimmführung dem ruhigen Erzählton anpasst!
Fazit: Eine leise und ruhig erzählte Geschichte von Sehnsüchten und Resignation, von Selbstbescheidung und von Träumen.
4,5/5*