Elina Penner legt mit Die Unbußfertigen (Hörbuch von Aufbau Audio) einen weiteren Roman vor, der sich liest und eigentlich auch hören lassen sollte wie ein dystopischer Kommentarspalten-Albtraum. Zehn Menschen Influencer:innen, Kommentatoren, Männer mit Podcasts und Frauen mit Filterblasen werden in ein abgelegenes Herrenhaus eingeladen. Kein Empfang. Kein WLAN. Nur sie selbst. Und jemand, der zusieht.
Was wie ein Thriller klingt, ist in Wahrheit eine gnadenlose Gesellschaftsstudie: Das Netz als Beichtstuhl und Pranger, Likes als moralische Währung. Penner schreibt mit einer Mischung aus Zynismus, Empathie und analytischer Schärfe, die weh tut, gerade weil sie so nah dran ist.
Das Hörbuch wird gelesen von Jana Kozewa und leider konnte ich mit ihrer Interpretation nicht wirklich warm werden. Bei der Vielzahl an Figuren zehn Hauptpersonen mit eigenen Perspektiven fiel es mir schwer, die Stimmen auseinanderzuhalten. Es fehlte an Varianz, an kleinen stimmlichen Markierungen, die die Charaktere lebendig machen. Dadurch ging für mich viel Dynamik und Tiefe verloren, die der Text eigentlich mitbringt. Ich habe das Hörbuch nach einigen Stunden abgebrochen und bin auf das E-Book umgestiegen. Das hat es für mich komplett rausgerissen. Auf dem Bildschirm konnte ich die vielen Perspektiven viel klarer greifen, die Dialoge besser einordnen und Penners bitteren Humor wirklich genießen.
Die Unbußfertigen ist kein Wohlfühlroman. Es ist unbequem, bissig, wütend und genau das macht es so stark. Nur leider kommt diese Vielschichtigkeit im Hörbuch nicht zur Geltung.
Fazit
Als Hörbuch: für mich leider keine Empfehlung zu wenig Differenzierung, zu wenig Leben in der Lesung. Als Buch oder E-Book: absolut lesenswert! Ein intelligentes, wütendes Stück Gegenwartsliteratur, das tief in unsere digitalen Schatten blickt.
Danke an Netgalley.de und Aufbau Audio für das Rezensionsexemplar.