Flüssig erzählte Familiengeschichte mit historischem Hintergrund, interessant, aber nicht fesselnd und stellenweise etwas konstruiert
Judith W. TaschlersNur nachts ist es hell entfaltet die Lebensgeschichte von Elisabeth Brugger, der jüngsten Tochter einer Tiroler Familie, die 1900 geboren wird und später zu den ersten Medizinstudentinnen ihrer Zeit gehört. Die Geschichte wird aus Elisabeths Sicht erzählt - sie blickt im Gespräch mit ihrer Großnichte zurück auf ihr Leben. Dabei wechselt die Erzählung häufig zwischen verschiedenen Zeitebenen, greift vor oder springt zurück, und verwebt persönliche Erfahrungen mit medizinischen Anekdoten sowie historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts.Ich fand Elisabeths Lebensgeschichte wirklich interessant, vor allem wie sie als eine der ersten Frauen Medizin studiert hat und später ihre eigene Praxis führte. Es ist spannend zu sehen, wie sie sich in einer Zeit durchgesetzt hat, in der Frauen oft an den Rand gedrängt wurden. Die historischen Hintergründe haben mir sehr gefallen, man bekommt einen guten Einblick in die Zeit und in die medizinische Arbeit damals.Allerdings haben mich die vielen Abschweifungen zwischendurch manchmal ein wenig gebremst - besonders die Anekdoten und kleinen Geschichten, die nicht direkt zur Haupthandlung gehörten, waren nicht immer fesselnd. Die Story um ihre Zwillingsbrüder Eugen und Carl wirkte gelegentlich etwas konstruiert, trotzdem war es interessant zu verfolgen, wie sich ihre Familie und ihr Leben entwickelt haben.Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Ich würde das Buch Leuten empfehlen, die gerne über mehrere Jahrzehnte Familiengeschichten lesen und sich für historische Einblicke interessieren. Es ist kein Buch, das mich völlig vom Hocker gerissen hat, aber es hat mir dennoch Spaß gemacht, Elisabeth auf ihrem Lebensweg zu begleiten.