Ich habe Über den wilden Fluss mit großen Erwartungen gelesen und wurde nicht enttäuscht. Pullman führt einen zurück nach Oxford, viele Jahre bevor Lyra geboren wird, und zeigt, wie alles begann. Der kleine Malcolm, der in einem Gasthaus hilft, stolpert in etwas hinein, das viel größer ist, als er versteht. Als ein Sturm über das Land zieht und die Welt buchstäblich überschwemmt wird, muss er ein Baby in Sicherheit bringen - Lyra.Die Geschichte entwickelt sich ruhig, fast behutsam, aber sie hat eine Tiefe, die man selten findet. Es geht um Mut, Verantwortung und das Vertrauen zwischen Menschen und ihren Dämonen. Malcolm ist ein stiller, aufmerksamer Junge, der das Herz des Buches ist. Er handelt nicht aus Heldentum, sondern weil es richtig ist.Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Atmosphäre. Das alte Oxford, der Fluss, das ständige Gefühl von Gefahr und Geheimnis - man ist sofort wieder in dieser Welt. Pullman schafft es, mit einfachen Bildern etwas Großes entstehen zu lassen. Die Sprache ist klar, aber voller Wärme, und die Dialoge klingen echt.Ich mochte, dass das Buch keine schnelle Spannung sucht, sondern seine Geschichte atmet. Man begleitet Malcolm und Alice auf einer Reise, die fast märchenhaft wirkt und doch von harter Realität durchzogen ist. Gegen Ende spürt man, wie sich alles zu dem fügt, was später in Der Goldene Kompass wichtig wird, und das war für mich ein Gänsehautmoment.Für mich ist Über den wilden Fluss kein bloßes Prequel, sondern eine eigenständige, großartige Geschichte über Menschlichkeit und Mut