Dieses Buch macht mich so fertig.Zunächst einmal das Positive:Man merkt, dass sich beim Entwickeln der Geschichte jemand wirklich Gedanken gemacht hat und das weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Dinge, die zu Beginn passieren, alle Erlebnisse und Bemerkungen haben später eine Bedeutung und es deutet sich deutlich ab, dass die Dinge, die noch keine Bedeutung haben, in den folgenden Bänden wichtig sein werden. Man bleibt mit vielen Dingen im Unklaren, erhält aber immer wieder Hinweise. Die Geschichte ist nur bedingt vorhersehbar und viele Wendungen kommen überraschend, aber nicht unlogisch überraschend.Damit endet leider auch schon der positive Teil meiner Rezension. Denn leider wird die Geschichte ungenießbar durch die Charaktere dieses Buches. Es gibt keine einzige Person, die mir auch nur halbwegs sympathisch geworden ist. Zudem störte mich sehr, wie Personen beschrieben wurden. Wenn man zwei- bis dreimal liest, dass die Tante eine Pferdegebiss hat, in Ordnung, aber sie fortlaufend nur damit zu beschreiben ist mir absolut unsympathisch, um nur ein Beispiel zu nennen.Die Protagonistin ist leider völlig passiv und hat kaum Redeanteil. Es gibt kaum Momente, in denen sie etwas aktiv, aus sich heraus, tut. Sie wird wie eine Schachfigur verschoben und da sie kaum kommuniziert (wie sollte sie auch, wenn es nur unsympathische Personen gibt, mit denen sie sich nicht verbünden kann?), fiel es mir auch schwer ihre Emotionen wirklich zu fühlen. Natürlich wird immer wieder beschrieben, was ihr passiert und wie schlimm alles ist und welche Schmerzen sie hat. Aber es bleibt sehr auf einer beobachtenden Ebene, anstatt dass man einmal wirklich mit ihr mitfühlen kann.Obwohl zu Beginn beschrieben wird, dass sie in einem Matriarchat aufgewachsen wäre, ist davon absolut nichts zu merken, im Gegenteil. Schon in ihrem Zuhause herrschen sexistische Praktiken. Auch im späteren Verlauf des Buches kann von Matriarchat keine Rede sein. Nur, weil in ihrer Familie die Mutter als egozentrische, gefühlskalte, herrische und (wen verwundert es) durch und durch unsympathische Person charakterisiert wird, sorgt das nicht für starke weibliche Charaktere. Und das macht mich wirklich wütend. Mir könnte dieses Buch aufgrund der Geschichte wirklich gut gefallen, aber die Charaktere sind so Katastrophe.Auch die Welt finde ich interessant, weil es sich weniger Fantasy, als viel mehr um magischen Steampunk handelt. Hier hat mir leider etwas gefehlt, dass genauer erklärt wird, wie magische Dinge funktionieren, beispielsweise Sachen wie ihr Schal, der sich wie eine Katze verhält.Ich hoffe, dass die Autorin die Charaktere bewusst so gezeichnet hat, um im zweiten Band deutlicher eine Charakterentwicklung zeigen zu können und im folgenden Teil die Personen auf ein ähnliches Level gehoben werden, auf welchem sich die Geschichte an sich befindet.