Erste Gedanken: Herz aus Dornen und auch eine Kurzgeschichte in einer Drachenmond-Anthologie der Autorin haben mir bereits sehr zugesagt. Anna Jane Greenville erschafft mit ihrem Schreibstil Geschichten, bei denen sich der Nebel aus Geheimnissen erst nach und nach lichtet. Auch in diesem Band kreiert die Autorin eine sehr bildstarke Stimmung.
Das Cover: Das Lila harmoniert sehr gut mit den bräunlichen/ goldenen Tönen. Auch die vielen Verschnörkelungen und das Pärchen im Zentrum des Covers sind ansprechend. Ich finde es beinahe ein wenig überladen, aber das ist nur meine Meinung.
Die Handlung: Susanna Copper hat ein Dilemma. Im Jahre 1888 knackt sie in Oxford Schlösser, da sie von einem Mann hohen Ranges - Frederik Darvill erpresst wird. Als wäre letzteres nicht schon genug, umgeben ihn Geheimnisse wie große Ausrufezeichen und Susanne erhofft sich, seine Machenschaften und Boshaftigkeiten herauszufinden, um diese an die Öffentlichkeit zu tragen. Doch je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto mehr bröckelt die Fassade, die Frederik sie anfangs hat sehen lassen
Meine Meinung: Sehr positiv herausheben möchte ich an dieser Stelle, wie bildhaft diese Geschichte geschrieben ist. Zudem liebe ich es an Anna J. Greenvilles Geschichten, dass sie nicht alles direkt am Anfang erklärt und somit nicht bereits ab der ersten Seite das gesamte Setting, die Absichten der Charaktere und der Plot bekannt sind. So rätselte ich beim Lesen ständig mit und fragte mich an einigen Stellen, wie bestimmte Handlungsstränge weitergeführt werden. Dennoch muss ich sagen, dass ich diese Geschichte so gerne mehr geliebt hätte. Leider brauchte ich recht lange, um in der Geschichte anzukommen und hätte mir da irgendwie mehr Bannkraft am Anfang gewünscht. Zudem habe ich auch eine sehr große emotionale Distanz zur Handlung und zu den Charakteren verspürt, was dazu führte, dass ich erst gegen Ende ein wenig mitfieberte. Ich hätte noch mehr emotionale Momente gebraucht. So war die Geschichte zwar spannend und auch sehr atmosphärisch rückblickend vermisse ich jedoch die Emotionen, die ich so gerne beim Lesen verspüre.
Die Charaktere: In meinen Augen hätten diese noch viel mehr Raum bekommen können. Die Geschichte legt sehr viel Fokus auf die Handlung was viele Lesende bestimmt mögen. Ich hingegen bevorzuge Geschichten, bei denen ich mich in die Perspektive der Charaktere hineinversetzen kann. Dafür muss ich nicht zwangsweise mit ihnen einer Meinung sein, aber ich wünsche mir doch irgendwie, dass ich eine Verbindung zu ihnen aufbauen kann. Hier war das leider für mich beinahe nicht möglich. Susanna war eine sympathische Protagonistin, aber an mehr kann ich mich leider nur vage erinnern. Frederik war mir dafür lange Zeit sogar ziemlich unsympathisch und auch als sich eine gewisse Änderung ergab, war ich nicht vollends von ihm überzeugt. In meinen Augen waren die beiden Nebendarsteller*innen in ihrer eigenen Geschichte, weil die Handlung so sehr überwog.
Fazit: Ich hätte diese Geschichte so gerne geliebt, nur leider fehlte mir hierbei das Emotionale. Dennoch werde ich auch die weiteren Geschichten der Autorin weiterverfolgen und denke, dass diese Geschichte vielleicht nicht so ganz für mich war. Ich vergebe hier 3/5 Sternen.