Der Auftakt zur Dragonbound-Trilogie hat mich beim Lesen zwiegespalten zurückgelassen. Zwischen Idee und Umsetzung liegen manchmal Welten und im Fall dieser Geschichte eben Königreiche. Eigentlich klang die Idee vielversprechend, mit Drachenreitern, Gestaltwandlern und allem drum und dran, auch für die Wünsche aller Romantasy-Fans sollte mit einer zentralen Liebesgeschichte gesorgt sein. An der scheiterte aber der Rest. Band eins konnte praktisch gar nicht mit Worldbuilding überzeugen, es existierte schlichtweg nicht. Es gab kaum Hintergründe, für den Konflikt, für die Protagonisten, für irgendwelche schwer zu fassenden Götter oder schlichtweg für die Welt selbst. Allein bis überhaupt der Name des Königreichs erwähnt wurde, vergingen zahlreiche Kapitel. Und was soll ich sagen, Teil zwei macht leider genauso weiter. Es gibt ein paar mehr Städtenamen, neue Orte und ein paar mehr Perspektiven, aber wenn ich mir Eldeya als Land vorstellen soll, bleibt mein Kopf leer. Auch die Drachen tun nicht viel mehr, als nur zu existieren, die Faszination, die man aus anderen Drachenbüchern kennt, kommt da nicht auf. Mit anderen Worten: Fantasy ist das nicht. Stattdessen jagen Yessa und Cassim von einer unklugen Entscheidung zur nächsten und kriegen dabei ihre Prioritäten nicht geklärt. Der Konflikt zwischen den beiden wird erst ewig aufgeschoben, weil sie nicht miteinander über die wichtigen Dinge reden (sondern stattdessen lieber andere Dinge miteinander tun), dann bis zum Schluss mit künstlichem Drama in die Länge gezogen. Was die beiden (abgesehen von irgendwelchen nicht näher erklärten vorherbestimmten Dingen) eigentlich verbindet, konnte ich immer weniger nachvollziehen. Die Art, wie die beiden Probleme lösen ist auch höchst fragwürdig, es gibt nur die Wahl zwischen Mord und Flucht. Ständig sind sie auf der Flucht, zwischendurch müssen sie einander misstrauen, aber dann trotzdem wieder miteinander ins Bett gehen. Dann kommt eine absolut nicht überraschende Enthüllung über Cassims Identität, die so gar keinen Kontext hat, stattdessen verlässt sich die Autorin weiter auf ihre ominösen Götter und deren Prophezeiungen. Am Ende des Buches treffen die beiden Chaosprotagonisten die dümmstmögliche Entscheidung, bei der sehr vorhersehbar war, dass was auch immer sie planen dramatisch in die Hose gehen wird, sodass wir dann mal wieder an einem überzogenen Cliffhanger enden, der uns das Finale herbeiwünschen lassen soll. Wer eine richtige epische Drachenfantasy lesen will, der ist in dieser Trilogie mehr als falsch. Eine Geschichte lebt von der Lebendigkeit ihrer Welt, von komplexer Handlung, von Spannung, die nicht nur aus kontextlosen Enthüllungen besteht und von mehr als nur einer dramatischen Liebes- oder Hassgeschichte mit eingeschränkter Nachvollziehbarkeit. Und wenn man als Leser alle zwei Seiten nur noch die Augen verdrehen muss, dann spricht das auch nicht gerade für das Buch. Wenn Romantasy beweisen will, dass es mehr ist als nur eine Liebesgeschichte mit übernatürlichen Ereignissen, dann muss es mehr bringen als dieses Buch.