VergangenheitWas wissen wir über die Vergangenheit unserer Mitmenschen? Wenn wir sie erst kennengelernt haben, ist schon viel Zeit vergangen. Kindheit? Erste Liebschaften? Was, wenn plötzlich jemand da ist, der dich für etwas verantwortlich macht, was jemand anderes getan haben soll?Der Roman beginnt mit zwei scheinbar völlig unabhängigen Perspektiven und Handlungssträngen. Wir begleiten auf der einen Seite Olive und dann noch einen Polizisten. Die Spannung entsteht gerade durch dieses anfängliche Unwissen: Was verbindet die Geschichten? Es wird recht schnell klar, wie diese sich verbinden, aber es ist ein guter AufhängerDie Figur Olive hat bei mir gemischte Gefühle ausgelöst. Zu Beginn wirkte sie fast schon zu naiv, als würde sie sich ein kleines Abenteuer wünschen, ohne wirklich zu begreifen, worauf sie sich da einlässt. Denn das Szenario im Hotel fand ich schon recht weit hergeholt. Ich wäre wohl aufgestanden und gegangen.Olive war schwer zu fassen. Sie wirkt sehr eingeschüchtert und schon kurz nach der Hochzeit fühlt sie sich nicht mehr wohl, irgendetwas liegt in der Luft, das man nicht ganz greifen kann. Diese unterschwellige Unruhe hat Sharon Bolton großartig eingefangen. Man fragt sich immer wieder, was Olives Mann wirklich mit all dem zu tun hat. Ist er Teil des Rätsels? Weiß er mehr, als er zugibt? Und was steckt eigentlich hinter den angedeuteten Familiengeheimnissen, die sich nach und nach offenbaren?Der Schreibstil ist wunderbar flüssig. Eine Atmosphäre zu schaffen, ohne sich in endlosen Beschreibungen zu verlieren. Besonders angenehm fand ich die kurzen Kapitel, die den Spannungsbogen hochhalten und es schwer machen, das Buch aus der Hand zu legen. Ich persönlich mag das sehr. Dennoch würde ich es am Ende eher als Krimi bezeichnen. Für einen Thriller hat mir das gewisse Etwas gefehlt. Es war spannend, aber doch insgesamt recht ruhig.ISBN: 978-3442495443Autorin: Sharon BoltonVerlag: GoldmannVeröffentlicht. 22.01.25Umfang: 480 Seiten