Nett für zwischendurch, aber mit einem "red flag"
Der zwölfte Band der "Romantic Escape Reihe" spielt in einer meiner Lieblingsstädte: Prag. Deshalb habe ich mich schon sehr auf diese Geschichte gefreut, die in sich abgeschlossen ist, aber bei der man meistens einen Charakter aus einem der Vorgängerbände wieder trifft.Julie Caplins Bücher dieser Reihe sind für mich immer wieder wie ein Glückskeks. Manche verzaubern mich von Beginn an, andere wiederum lassen mich etwas enttäuscht zurück. Cosy sind sie aber alle und was ich am meisten mag ist, dass wir bei jedem ihrer Romane in ein anderes Land reisen dürfen.Anna hat früh ihre Eltern verloren und wurde adoptiert. Ihre Adoptivfamilie besitzt eine Brauerei und deshalb ist sie schon früh mit der Bierbraukunst in Kontakt gekommen. Doch bisher durfte sie ihre eigenen Ideen nie umsetzen. Im Moment fühlt sie sich weder in der Familie, noch mit ihrer Beziehung wohl und freut sich über eine kleine Auszeit. Diese soll sie in Prag verbringen und bei einem Wettbewerb antreten. Sie will der Familie beweisen, dass sie sich in der Braukunst auskennt und will unbedingt gewinnen. Jeder der Teilnehmer muss sein eigenes Bier brauen und vorstellen. Dem Gewinner winkt ein toller Preis - ein komplette Ausstattung für die eigene Brauerei.Anna verliebt sich sofort in die ihr zugeteilte Dachgeschoßwohnung in einer alten Villa mitten in der Stadt, in der sie einige Monate wohnen wird. Doch als sie ihren neuen Mitbewohner und Mitbewerber kennenlernt, fällt sie aus allen Wolken. Es ist Leo, mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit hat. Und außerdem: Seit wann interessiert sich Leo fürs Bier brauen?Beide werden in einer jeweils anderen ansässigen Brauerei eingeschult und versuchen sich mehr oder weniger aus dem Weg zu gehen und sich zu arrangieren. Doch so ganz klappt das nicht...Die Ausgangssituation ist eine, die ich normaler Weise nicht mag: Eine Frau und zwei Männer, wobei Anna mit ihrem derzeitigen Freund Steve einen wirklichen Kotzbrocken an der Hand hat. Somit ist man als Leserin sofort auf Leos Seite und hofft auf ein kleines Happy End. Doch sowohl Anna, als auch Leo wollen ihre gemeinsame Vergangenheit hinter sich lassen.Julie Caplin schreibt bildhaft und locker leicht. Die Ausflüge in die Welt der Braukunst ist spannend und fand ich interessant, auch wenn ich Bier überhaupt nicht mag. Nachdem ich erst 2023 wieder in Prag war, habe ich auch einige Plätze wiedererkannt und bin gerne mit Anna und Leo durch diese bezaubernde Stadt gelaufen.Die Autorin versteht es sehr gut ihre gewählten Settings so zu beschreiben, dass man am liebsten gleich den Koffer packen möchte. Auch für das leibliche Wohl ist buchtechnisch mit tschechischen Spezialitäten gut gesorgt. Manche davon sind natürlich uns Österreicher bekannt, da wir selbst noch aus der Kaiserzeit viele böhmische Köstlichkeiten bei uns finden.Die beiden Protagonisten lassen uns abwechselnd einen Blick in ihre Gedankenwelt erhaschen. Man versucht ihre Sichtweisen zu verstehen, die mich allerdings oftmals die Haare raufen ließen. Vor allem mit Anna und ihrer vorgefertigten Meinung über Leo hatte ich immer wieder zu kämpfen. Sie ist keine einfache Protagonistin. Auf der einen Seite liebenswert, aber auch stur und voller Selbstzweifel. Diese führten auch dazu, dass sie sich einfach von Leo trennte, bevor er sich von ihr trennen konnte. Eine Handlung, die ich absolut nicht nachvollziehen konnte. Zusätzlich sprechen die Beiden nicht über die früheren Konflikte miteinander und Anna bildet sich einfach immer wieder ihre eigene Meinung - ohne Rücksicht auf Verluste.Leo ist das komplette Gegenteil: offen, immer guter Laune und voller positiver Energie. Nach einer gescheiterten Beziehung, die ihm das Herz gebrochen hat, bleiben seine weiteren Beziehungen gewollt oberflächlich.Die Nebencharaktere sind sehr sympathische Figuren, allen voran die netten Nachbarn Jan und Michaela, die den beiden auch das Land etwas näher bringen."Das kleine Zuhause in Prag" hat viele Momente, die ich sehr mochte. Leider gab es aber auch einige Handlungsstränge, die irgendwie ins Leere liefen. Außerdem fand ich einige Handlungen etwas sehr weit hergeholt, wie zum Beispiel, dass Anna und Leo die einzigen Teilnehmer bei diesen hoch dotierten Wettbewerb sind oder generell ihr Zusammentreffen.Fazit:Eine nette Unterhaltung, die mir an manchen Stellen zu unlogisch war. Dafür ist das Setting wieder toll gewählt. Die kleinen Wohfühlmomente dieser Reihe sprechen mich immer wieder an und lassen mich regelmäßig zu den Büchern der "Romantic Escape Reihe" greifen.