Tiefgründiger Schwesternroman, in dem es darum geht, zu sich selbst zu finden und die Vergangenheit aufzuarbeiten. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.
Nach fast zwanzig Jahren kehrt Jonna in die Heimat zurück. Es soll nur ein kurzer Halt für zwei Tage werden, doch dabei bleibt es nicht. Jonna flüchtet, wie so oft im Leben, vor einer schwierigen Situation. Ihre Ehe scheint eine Pause zu brauchen und Jonna möchte zu sich selbst finden. Dafür hatte sie ursprünglich vier Wochen Thailand gebucht. Doch als sie in ihrem alten Zuhause ankommt und vor ihrer Schwester Emma steht, bietet sie ihr an, diese Reise anzutreten. Emma, die es nie geschafft hat, sich von zu Hause zu entfernen. Stets war sie für ihre Mutter, das Elternhaus und die leerstehende und renovierungsbedürftige Pension verantwortlich. Es wird längst Zeit, dass Emma einmal rauskommt und etwas anderes sieht. Und schließlich muss Jonna zu sich selbst finden. Das kann sie vermutlich sogar am besten auf ihrer Heimatinsel an der Nordsee. Denn es gibt eine Menge aufzuarbeiten. Da wäre die Demenzerkrankung ihrer Mutter, die nun in einem Seniorenheim lebt, der Verlust des Vaters und ihre einst große Liebe Erik, die sie damals Hals über Kopf und ohne Worte zurückgelassen hat.
Ich habe kaum ein paar Seiten dieses Romans gelesen, da war ich erleichtert zu wissen, dass es zu diesem Buch eine Fortsetzung geben wird. Lene Jansen hat mich mit ihrem neuen Roman wieder absolut eingewickelt. Sie hat eine sehr eindrucksvolle Art zu schreiben. Ich würde sagen, ihre Texte klingen tiefgründig und leicht philosophisch. Ohne Probleme hätte ich hier eine ganze Menge an Zitaten sammeln können, die für mich besonders klingen. Trotzdem schreibt sie locker, absolut authentisch und häufig habe ich das Gefühl, als würde ich neben einer Freundin stehen, während ich in ihren Zeilen versinke. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie beeindruckt ich damals von ihrem Debütroman war. Deshalb habe ich nicht lange gezögert, als ich von dieser neuen Reihe erfahren habe. Diese Romanreihe handelt von drei Schwestern, die in unterschiedlicher Weise zueinanderstehen und durch ihre Charaktereigenschaften stark voneinander abweichen. Jede der Drei hat ein anderes Leben gewählt und eine eigene Geschichte zu erzählen. Gestartet wird hier mit der Mittleren der Drei, und zwar mit Jonna. Zu Emma hat Jonna ein eher gespaltenes Verhältnis und die Jüngste, Hannah, kommt sowohl mit Emma als auch mit Jonna ausgezeichnet zurecht. Da ich selbst drei Töchter habe und ebenfalls zwei Geschwister, fand ich es spannend herauszufinden, ob es Parallelen unter Geschwistern gibt und warum sich gewisse Personen so verhalten. Ich muss sagen, Jonna kam mir zu Beginn sehr reserviert und kühl rüber. Hinzu kommt, dass sie vor vielem wegläuft. Aber das macht sie auch wieder authentisch. Nicht jeder Mensch reagiert auf schwierige Lebenssituationen gleich. Mit Emma hingegen konnte ich mich eher identifizieren und Hannah wird, so glaube ich, jeder mögen.
Eine tiefgründige und nachdenklich stimmende Geschichte mit interessanten Wendungen, einem Geheimnis und einem offenen Ende. Ich freue mich darauf, als nächstes etwas mehr über Emma zu erfahren und Antworten auf meine Fragen zu bekommen.