Spannender Fall
In ihrem neunten Fall steht Erica vor einer besonders düsteren Geschichte. Für ihr neues Buch recherchiert sie zum Thema familiäre Gewalt und trifft auf Laila, eine Frau, die seit Jahrzehnten im Gefängnis sitzt, weil sie ihren Mann ermordet haben soll. Der Hintergrund: Der Mann hatte einst die gemeinsame Tochter wie ein Tier im Keller angekettet. Parallel dazu ermittelt Ericas Ehemann Patrik in einer Reihe mysteriöser Vermisstenfälle junger Mädchen. Der Fall nimmt eine Wendung, als eines der Mädchen schwer verletzt wieder auftaucht. Traumatisiert und verstört, stirbt es kurz darauf an seinen Verletzungen. Erica beginnt heimlich, sich tiefer in Patriks Ermittlungen einzumischen und bringt sich damit selbst in große Gefahr.Camilla Läckberg gelingt es die Spannung langsam aufzubauen und verschiedene Zeitebenen sowie Handlungsstränge kunstvoll zu verweben. Die Mischung aus aktuellem Kriminalfall und düsterer Vergangenheit funktioniert erneut sehr gut. Auch die winterliche Atmosphäre, die das Setting prägt, ist eindrucksvoll beschrieben und trägt zur düsteren Grundstimmung des Romans bei.Weniger überzeugend fand ich die Darstellung der Hauptfiguren. Erica wirkt fahrig und erschöpft, wenig strukturiert, sowohl beruflich als auch privat. Ihre ständige Überforderung mit den Zwillingen wird mehrfach betont, was sich mit der sonst so engagierten Figur beißt. Auch Anna und Dan, die man aus den früheren Bänden gut kennt, rücken stark in den Hintergrund. Das ist schade, denn gerade diese Nebenfiguren haben bisher oft viel zur Wärme der Serie beigetragen.Trotz dieser Schwächen bleibt Die Schneelöwin ein atmosphärisch dichter Krimi mit gesellschaftlichem Tiefgang. Der Fall fesselt, und Läckbergs Gespür für emotionale Abgründe überzeugt auch in diesem Band. Für den nächsten Teil würde ich mir aber wünschen, dass Erica wieder mehr Kraft zeigt und dass auch Anna und Dan nicht völlig aus dem Fokus geraten.