Als ich Der Geisterseher von Friedrich Schiller zum ersten Mal las, fühlte ich mich sofort hineingezogen in eine Welt voller Schatten, Andeutungen und ungelöster Rätsel. Die Mischung aus geheimnisvoller Atmosphäre, politischer Intrige und spirituellem Spiel war für mich ebenso irritierend wie faszinierend. (Mehr über Schiller:https://love-books-review.com/de/rezensionen-nach-autor/friedrich-schiller/ )Die Geschichte wird aus der Perspektive eines ungenannten Freundes erzählt und begleitet einen jungen deutschen Prinzen, der sich in Venedig immer tiefer in ein Netz aus okkulten Phänomenen, Masken und möglichen Verschwörungen verstrickt. Anfangs ist alles nur Neugier, fast spielerisch.Doch bald mischen sich Misstrauen, Angst und ein wachsendes Gefühl der Ohnmacht hinzu.Mich hat besonders beeindruckt, wie Schiller mit Erwartung und Unsicherheit spielt. Nie wusste ich genau, ob ich gerade Zeuge einer übernatürlichen Erscheinung oder einer ausgeklügelten Manipulation war.Auch wenn das Werk Fragment bleibt, hat es bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen - gerade wegen seiner offenen Fragen und dunklen Brüche.Der Geisterseher ist für mich kein klassischer Bildungsroman, sondern einSpiegel für Zweifel. Und vielleicht ist das gerade heute wieder besonders aktuell.