Der 8. Fall für Claudia Harms und Ken Takeda führt uns in die Welt der Fernseh- und Starköche sowie in die Gastro-Szene von Hamburg. Was ist passiert? Der berühmte Unternehmer und Haubenkoch, Tom Trautmann, der mit seinen Koch-Show viele Menschen unterhält wird tot aus der Elbe gefischt. Nein, nicht nur tot, sondern hingerichtet, ausgeblutet und seinerprivate parts beraubt. Beinahe gleichzeitig taucht Kens Ex-Frau mit einer Bekannten, der Ehefrau des berühmten, aber verschollenen Sushi-Meisters, Hiroyuki Endõ auf. Hiroyuki habe, nach jahrelangem Schweigen sich plötzlich panisch bei ihr gemeldet, bevor er abermals, vermutlich hier in Hamburg, abgetaucht ist. Ken soll nun seinen Aufenthaltsort ausfindig machen. Als sich herausstellt, dass Trautmann mit einem japanischen Messer getötet worden ist und sein japanischer Sushi-Spezialist spurlos verschwunden ist, zählen Claudia und Ken eins und eins zusammen. Die vage Vermutung, dass die beiden Fälle zusammenhängen liegt nahe, doch was ist das Motiv? Als Trautmanns Witwe erklärt, ihr Mann sei "unmäßig in allen Dingen, sowohl bei Drogen als auch bei Sex" gewesen, scheint sich ein Motiv aufzutun. Nur welches? Hat sich Trautmann mit der Drogenmafia angelegt? Sein Auto voll mit Kokain und Fischblut, um die Drogenspürhunde zu verwirren, lässt daran denken. Und welche Rolle spielt die Aktivistin, die in einer von Trautmanns Kochsendungen gegen "kulturelle Aneignung" und Überfischung der Meere wettert? Oder ist es doch etwas anderes? Meine Meinung: Mir hat dieser 8. Fall für Claudia Harms und Ken Takeda sehr gut gefallen. Allerdings hat mich ein beinahe unstillbarer Hunger nach Sushi überkommen, den ich demnächst stillen muss. Zudem habe ich mich auf Grund der Verstümmelungen sofort an den japanischen Film "Im Reich der Sinne" aus dem Jahr 1977 erinnert, der ja auch im Krimi genannt wird. Schmunzel musste ich, als sich Claudia den Film in der Dienstzeit in ihrem Büro ansieht. immer auf der Hut, das sie nicht erwischt wird. Männer, die während der Arbeit Pornos schauen, haben da weniger Skrupel. Für mich ist das Motiv recht schnell klar gewesen. Trotzdem machen die zahlreichen Schleifen und Umwege der Ermittler die Auflösung, die an Agatha Christie erinnert, spannend. Wie wir es von Autor Henrik Seibold gewöhnt sind, dürfen wir an der Seite von Claudia und Ken auch dunkle Orte von Hamburg kennenlernen. Zudem dürfen wir sowohl den Drogenfahndern als auch der Zollbehörde über die Schulter schauen. Hamburg ist als Einfallstor für Schmuggelware aller Art durchaus bekannt. Die Idee, das Eis, in dem der Frischfisch gelagert wird, könnte nichts anderes als gefrorene Kokainlösung sein, halte ich für gar nicht so abwegig. Wenn man weiß, dass man Stoff (Textilien) in flüssigem Stoff (Drogen) taucht, sind der Fantasie der Drogenkartelle wohl keine Grenzen gesetzt. Warum also auch nicht gefrorene Kokslösung? Ob die so gefriert, wie reines Wasser, müssen die Chemiker beantworten. Schmunzeln musste ich wieder einmal über den Gerichtsmediziner, der abermals (s)eine komische Nummer abzieht. In diesem Krimi spricht der Autor mehrere gesellschaftspolitische Themen an: Zum einem, die Fangquoten, um die gefährdeten Fischbestände zu retten und zum anderen diese Hysterie um "kulturelle Aneignung". Wenn man diesen Punkt wirklich ernst nehmen will, so dürfte konsequenterweise Deutschlands liebste Beilage, die Erdäpfel in jeglicher Form, nicht mehr angebaut, verkauft und gegessen werden. Denn der Ursprung der Kartoffel (botanisch Solanum tuberosum) liegt in Südamerika .... Dass illegaler Fischfang ein weltweites Problem ist, ist unbestritten, die Geschäftemacherei und der Schmuggel auch. Geschickt flicht Henrik Siebold dieses Thema in die Handlung und Dialoge ein. Zum Thema Thunfischfang habe ich vor einiger Zeit das äußerst interessante Buch "Mattanza" von Germana Fabiano gelesen, das die fast ausgestorbene sizilianische Tradition schildert. Gut gefällt mir, dass wir wieder einiges über japanische Gepflogenheiten erfahren, die sich nur sehr langsam verändern. So sind arrangierte Hochzeiten nach wie vor üblich, die häufig nicht glücklich enden, wie Ken und seine Ex-Frau bestätigen. Das Privatleben von Claudia und Ken spielt wieder eine Rolle. Fazit: Gerne gebe ich diesem 8. Fall für Claudia Harms und Ken Takeda, der mich bestens unterhalten hat. 5 Sterne.