Aus Pflichtgefühl einen Klassiker abhaken wollen und am Ende feststellen, dass man einen neuen Liebling gefunden hat
Der Roman fokussiert sich auf die sozialen Aspekte der Handlung, weniger auf Action. Es wird immer wieder stückchenweise der Fokus zwischen den Figuren gewechselt. Es entsteht so das Gefühl, man würde zu den interessantesten Szenen "zappen", die Handlung wird nicht durch unnötige Details in die Länge gezogen.Auch positiv: Die Liste der vorkommenden Personen und Schauplätze ist im Vergleich zu anderen "intrigengeladenen" Romanen halbwegs überschaubar.Es gibt leider eine komplett überzeichnete Figur: die übertrieben moralisierende, altkluge Schwester Mary, die kaum beachtet wird. Andere sind hart an der Grenze (z.B. Elisabeths Mutter, dumm und hysterisch wie ein Huhn). Nur Figur der Mary ist mir aber wirklich unangenehm aufgefallen, als ob sie eine nachträglich reingeflickte Idee wäre. Die meisten Figuren bestehen aber aus mehr als nur stereotypen Verhaltensweisen, sie kommen im Gegenteil natürlich und vielschichtig rüber.Die Handlungen der Figuren regen zum Nachdenken an, genauso, wie sie auch die Protagonistin Elisabeth zum Nachdenken angeregt haben. Der Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse (wenn auch nur einer spezifischen englischen Schicht) ist ein Bonus für Geschichtsinteressierte.