Thema verfehlt. Das Buch schildert weder "Sofies Welt" noch ist es eine vernünftige Einführung in die "Geschichte der Philosophie".
Der Titel verspricht, das Buch handle von der "Welt" eines fünfzehnjährigen Mädchens. Doch über Sofie erfahren wir sehr wenig, über ihre Mutter und ihre Welt fast nichts. Den Autor interessiert seine Figur "Sofie" eigentlich nicht, sie ist nur dazu erfunden worden, einem schrulligen alten Mann namens Alberto als willige Zuhörerin bei seinen Monologen über Philosophie zu dienen und sich den Kopf mit lauter Buchwissen volllabern zu lassen. Alberto seinerseits ist eine Maske des Autors Jostein Gaarder, der unbedingt ein Jugendbuch über Philosophie schreiben wollte, aber sich eine schlüssige Einführung in das Philosophieren (= Philosophie als Aktivität denkender Menschen) für junge Leser nicht zutraute. Philosophieren lernt man jedoch nicht durch einen Spaziergang durch die verwitterten, brüchigen Monumente der europäischen Philosophiegeschichte. Die Hintergrundstory vom geheimnisvollen Mentor eines hochpubertären und doch braven, leicht manipulierbaren Mädchens, dem er eine neue Welt erschließt, ist schon ohne den verkrampften Sprung ins Metaphysische unglaubwürdig. Wenn Sofie etwa Bücher wie "Die rote Zora und ihre Bande" (von Kurt Held), "Blauvogel - Wahlsohn der Irokesen" (von Anna Jürgen) oder "Yashor - Der Hirt aus Harkin" (von Michael Morgental) gelesen hätte, dann hätte sie über die Einübung in das Philosophieren im praktischen Leben eines jungen Menschen mehr gelernt als durch die aufdringlichen Versuche eines Hobbyphilosophen, der sich fast zwanghaft eine folgsame Rezipientin für seine fast manischen oberflächlichen Expektorationen suchen musste.