"Sodom und Gomorra" markiert den vierten Band von Marcel Prousts monumentalem Zyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" und vertieft die Erforschung der Pariser Gesellschaft des Fin de Siècle. Mit präziser, nuancierter Sprache und komplex verschachtelten Sätzen zeichnet Proust das Beziehungsgeflecht zwischen Adligen, Künstlern und Aufsteigern nach, stets im Spannungsfeld zwischen verborgener Leidenschaft und gesellschaftlicher Konvention. Die Thematik der Homosexualität wird in diesem Band mit für die Zeit außergewöhnlicher Offenheit behandelt und liefert einen kritischen literarischen Kommentar zu Moral, Identität und Begehren innerhalb einer dekadenten Gesellschaftsschicht. Marcel Proust, selbst ein sensibles Kind seiner Epoche, schöpfte nicht nur aus literarischen Traditionen, sondern auch aus eigenen Beobachtungen und Erfahrungen des Pariser Salons. Sein Augenmerk für soziale Rituale und feinste seelische Regungen war geprägt von seiner eigenen Position zwischen kulturellen Milieus, sowie von Krankheit und gesellschaftlicher Außenseiterrolle. Diese biographischen Prägungen finden sich in seinem Werk sublimer Weise wieder und erheben "Sodom und Gomorra" zu einer intellektuellen wie emotionalen Selbstverständigung. Dieses Buch empfiehlt sich jedem Leser, der die Vielschichtigkeit geistiger wie sozialer Beziehungen in der Literatur zu schätzen weiß. "Sodom und Gomorra" bietet sowohl analytisch geschulten Lesern als auch passionierten Literaturliebhabern die Möglichkeit, sich mit zeitlosen Themen wie Liebe, Verstellung und Identitätsfindung auseinanderzusetzen. Damit wird das Werk zu einer unverzichtbaren Lektüre der Moderne.