In Der Virus, dem fünften Band der Sara-Konrad-Reihe, bringt Marley Alexis Owen frischen Wind ins Thriller-Genre nicht mit mehr Gewalt oder höherem Bodycount, sondern mit einer Protagonistin, die nahbar, glaubwürdig und verdammt spannend ist. Sara Konrad, Ex-Scharfschützin und Mitglied der geheimen Sisterhood, stolpert nicht durch die Handlung wie eine Kampfmaschine, sondern bewegt sich reflektiert, verletzlich und entschlossen durch eine Welt, die irgendwo zwischen digitaler Bedrohung und Dschungelüberleben liegt.
Der Plot? Hochaktuell. Ein Virus legt eine Firma lahm, Saras Schwager wird verdächtigt, kurz darauf verschwindet er. Was als Cybercrime beginnt, führt bis nach Kambodscha mit allem, was dazugehört: moralische Grauzonen, digitale Abgründe, körperliche Erschöpfung. Owen verzichtet auf Tech-Blabla und macht den digitalen Angriff real mit echten Konsequenzen und drängenden Fragen: Wem gehört das Netz? Und wie schützt man die eigene Wahrheit, wenn Code zur Waffe wird?
Sara ist dabei keine Actionheldin in Glitzeroptik, sondern eine Figur mit Brüchen. Sie denkt nach, sie zweifelt, sie fühlt und genau deshalb funktioniert sie. Owen zeigt, dass Frauenfiguren im Thriller nicht durch Männerbrillen inszeniert werden müssen. Kein Abziehbild, keine female Bond-Nummer sondern eine komplexe Hauptfigur, die Haltung zeigt.
Was das Buch zusätzlich trägt: starke Schauplätze, ein präziser Stil, Themen mit Relevanz von digitaler Ethik bis globaler Verantwortung. Dazu Antagonisten, die mehr sind als nur Feindbilder. Und ein Setting, das sich glaubhaft vom Serverraum bis in den Dschungel weitet.
Fazit: Wer keine Lust auf austauschbare Supercops hat, aber auf spannende, kluge, gesellschaftlich relevante Thriller steht könnte hier fündig werden. Sara Konrad ist eine Heldin, die bleibt. Und Der Virus zeigt, dass Thriller mehr können als Adrenalin.
9/10