
Matthias Vetter verfolgt einen Erklärungsansatz, der den zuvor begonnenen stalinistischen Terror gegen »Auslandsnationen« und Diaspora-Ethnien als Referenzrahmen nimmt, in welchem die spezifisch sowjetische Judophobie nicht nur unter Stalin zu verstehen ist.
Die antisemitische Wendung der spÀten Stalinjahre gehört zu den RÀtseln des 20. Jahrhunderts. Wie kam eine Diktatur in linker, 'klassenkÀmpferischer' Tradition zu einem Vorgehen, das Gewalt gegen ethnische Minderheiten, die gemeinhin der extremen Rechten zugeschrieben wird, mehr als nur Àhnelte?
Matthias Vetter verfolgt einen ErklÀrungsansatz, der den zuvor begonnenen stalinistischen Terror gegen »Auslandsnationen« und Diaspora-Ethnien als Referenzrahmen nimmt, in welchem die spezifisch sowjetische Judophobie nicht nur unter Stalin zu verstehen ist. Dabei spielen auch sonst unbeachtete Aspekte wie der anfÀnglich gleich dem Antisemitismus bekÀmpfte Antiziganismus eine Rolle, aber auch die Deutung der stalinistischen Verbrechen als Genozid. Im Mittelpunkt steht die erneute Ethnisierung der kommunistischen FeinderklÀrung unter den Vorzeichen des Kalten Krieges. In der Kontroverse darÃŒber, wohin sie fÃŒhrte und ob 1953 eine Deportation aller Juden geplant war, wird ein abschlieÃendes Urteil gewagt. Kernthese ist dabei, dass die Juden des sowjetischen Machtbereichs als gleichsam naturwÃŒchsige Agenten des Westens, vor allem Amerikas, angesehen und verfolgt wurden - eine eigene Spielart des Antisemitismus, als »Antizionismus« verbrÀmt, aber mit wenig Interesse an realem Zionismus. Viel wichtiger als die Stellungnahme zu Israel war die Positionierung gegen den als ÃŒbermÀchtig gefÃŒrchteten Westen und seine vermeintlichen ParteigÀnger im Innern.
Diese Tradition wirkt - unter neuerlich verÀnderten Vorzeichen - bis heute.
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