Maximilian Schneider connects the German debate on constitutional interpretation with the American debate on originalism. By reflecting on the role of history in both the interpretation and construction of constitutional provisions, the author shows how history and constitutional change can be thought of together.
Die Anwendung des Verfassungsrechts auf die sich stetig wandelnde Lebenswirklichkeit ist historisch gebunden, nicht aber historisch determiniert. Der Verfassungsnormsetzer delegiert Konkretisierungsspielräume an künftige Generationen, in denen sie die Entwicklung der Verfassung ohne Änderung ihres Textes vollziehen. Maximilian Schneider arbeitet das komplexe Zusammenspiel entstehungs- und geltungszeitlicher Momente in der Verfassungsanwendung heraus. Dafür nutzt er die in der deutschen Rechtswissenschaft bislang weitgehend unbeachtet gebliebenen Erkenntnispotenziale der jüngeren US-amerikanischen Methodendebatte um den Originalism . Er zeigt, wie methodologisch konsistent von entstehungszeitlicher Auslegung gesprochen werden kann, ohne dass diese in eine Versteinerung der Verfassungsanwendung mündet, und warum sie normativ geboten ist.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
§ 1 Verfassungsrecht im Wandel der Zeit - Ein rechtsgewinnungstheoretisches Problem
§ 2 Juristische Argumentationskriterien und die Auslegungszieldebatte in Deutschland und den USA
Erster Teil: Entstehungszeitliche Bindung
§ 3 Konzeptionen entstehungszeitlicher Verfassungsauslegung
§ 4 Entstehungszeitlich autorisierte Verfassungsdynamik - Entkräftung des Versteinerungsarguments
§ 5 Normative Bindung an die kommunikativen Intentionen des Verfassungsnormsetzers
Zweiter Teil: Geltungszeitliche Gestaltung
§ 6 Theorie des (Verfassungs-)Richterrechts
§ 7 Begründung judikativer Verfassungsentwicklung
§ 8 Die Rolle der Verfassungsrechtsprechung im Prozess der Verfassungsentwicklung