Regt stark zum Nachdenken an
"That's the problem with memories: you can visit them but you can't live in them."(S.97)Dieses Buch hatte ich schon so lange im Blick. Neben des wunderschönen Covers bleibt auch der eindrucksvolle Klappentext im Gedächtnis. Nach Beenden dieses Buches habe ich lange über die Geschichte nachgedacht, denn sie gibt durchaus interessante Denkanstöße und ist gesellschaftskritisch. Für mich ein wirkungsvolles Leseerlebnis! (TW: Suizid)Das Cover: trotz der schlichten Aufmachung gefällt es mir sehr gut. Die Farbkombination aus dem kühlen Türkis und dem warmen Gelb harmoniert gelungen und auch das Ergänzen der formenden Striche durchbricht die Ruhe des Covers und gibt dem Ganzen noch eine gewisse Dynamik. Man betrachtet es einfach gerne.Die Handlung: Henry wird seit Jahren von Aliens entführt - meist ohne nachvollziehbaren Grund. Doch eines Tages stellen ihm die Aliens ein Ultimatum: die Welt endet in 144 Tagen und Henry kann den Untergang des Planeten aufhalten, indem er den großen roten Knopf drückt. Klingt an sich nach einer einfachen Entscheidung, doch nicht alles läuft in Henry Leben rund. Seine Großmutter leidet immer mehr an Alzheimer, seine Mutter ist schrecklich unglücklich mit ihrem Job und erstickt ihre Sorgen in Zigarettenrauch, während sein Bruder arbeitslos ist und Vater wird. Hinzu kommt noch, dass sein fester Freund letztes Jahr Suizid begangen hat und Henry immer noch mit seinem Tod zu kämpfen hat. Wird Henry also den Knopf drücken?"The future destroys the past destroys the future."(S.158)Der Klappentext hat mich sofort mitgerissen. Das Konzept der Geschichte klang bereits spannend und selbst da hat es mich zum Nachdenken angeregt. Die meiste Zeit, wenn Henry schöne und schlimme Ereignisse passiert sind, habe ich jedes Mal gedacht, ob er nun den Knopf drücken würde oder ob die negativen Momente die Positiven überschatten? Bis zum Ende des Buches konnte ich nicht ganz sagen, wie es ausgehen würde, da immer wieder überraschende Szenarien eintraten. Ich habe mit Henry gelitten und Freude erlebt. Eine eindrucksvolle Geschichte die mich sehr zum Nachdenken gebracht hat."But that's the difference between people and stars. A star's light still shines even if there's no one to see it, but without someone to remember Jesse, his light will dissapear."(S. 260)Die Charaktere: am Anfang tat ich mich etwas schwer mit den autretenden Personen. Erst ab der zweiten Hälfte habe ich Zugang zu ihnen gefunden, doch dann konnte ich mich völlig auf die Geschichte einlassen. Henry ist ein authentischer Jugendlicher, der es wirklich schwer hat im Leben. Zu keiner Zeit waren seine Entscheidungen für mich unnachvollziehbar. Doch auch Audrey und Diego wurden mir im Laufe immer sympathischer und haben zusammen ein tolles Trio ergeben. Dieses Buch ist teilweise nicht einfach zu lesen. Henry wird jeden Tag gemobbt und kann sich nicht von einer toxischen Person losreißen. Doch selbst die "Bösen" in der Geschichte sind nicht einfach nur eindimensional, sondern ihnen wird Tiefe verliehen und ihr Handeln erklärt. Es ist auf so vielen Ebenen gelungen, dass das Buch wohl noch lange in meinem Gedächtnis nachhallen wird. Trotzdem hätte ich mir an manchen Stellen gewünscht noch mehr mitfühlen zu können. Die Emotionen kamen bei mir meistens nicht völlig an. Auch die Distanz zu den Charakteren hat es mir am Anfang etwas schwer gemacht.Doch nichtsdestotrotz kann ich hier nur eine Leseempfehlung aussprechen. Ansprechende Zitate gepaart mit einem locker-jugendlichen Schreibstil, dabei fernab vom Mainstream und eindrucksvoll; ich vergebe hier 4/5 Sternen!"We're not words, Henry, we're people. Words are how others define us, but we can define ourselves any way we choose."(S. 317)