Inhaltsangabe:Lilith hatte stets unter der Lieblosigkeit ihrer Mutter Ana gelitten. Ana war mit ihrer Mutter und der Schwester Helene aus Breslau nach München geflohen und hatte das Elend des Krieges erlebt. So etwas wollte sie nie wieder haben und gab ihrer Tochter stets materielle Sicherheit. Dabei hatte sich Lilith auch nach Liebe und Zuneigung gesehnt. Die Kriegs-Erlebnisse blieben eher unter Verschluss, so dass Lilith gegen einen unsichtbaren Feind ankämpfte.Robert erlebte von seinem Vater nur Gewalt. Er kehrte nach dem Krieg heim und konnte die Geschehnisse nicht anders verarbeiten als seine Familie regelmäßig grün und blau zu schlagen inklusive Knochenbrüche. Als 16jähriger verließ Robert die Familie, um sich allein durchzuschlagen und er schaffte es tatsächlich bis zum Studium. Doch er konnte sich nicht binden, keine Verantwortung nehmen, auch die leidenschaftliche Liebe zu Lilith konnte seine innere Unruhe nicht heilen. Er strebte stets in die Ferne und Lilith blieb in München. Eine gutsituierte Ehe schlug sie aus, denn eine Ehe ohne leidenschaftliche Liebe wollte sie nicht eingehen.2017 kommt Robert zu ihr mit einer ungewöhnlichen Bitte: Sein 12jähriger Sohn Aaron ist Halbwaise geworden. Er könne den Jungen wegen seiner Frau nicht nehmen. Lilith hadert mich sich, da sie nie Kinder wollte und auch keine Erfahrung vorweisen konnte.Mein Fazit:Der Kreis schließt sich und die Schatten des Krieges verblassen allmählich. Etwas Neues kann daraus entstehen - wenn der Mensch sich darauf einlässt. Es ist nicht leicht und gelegentlich muss man über seinen eigenen Schatten springen.Sie sind die zweite Generation nach dem Krieg, Robert und Lilith. Sie selbst haben den Krieg nicht erlebt, spüren jedoch die Folgen dessen am eigenen Körper. Er durch die Gewalt vom Vater, sie durch die Lieblosigkeit der Mutter. Sprachlosigkeit ist eigentlich das Thema der Reihe: Es wurde über die Dinge, die passierten, nicht gesprochen, weder in der Familie noch in der Öffentlichkeit. Es war Krieg, es war halt so. Die Frauen wurden vergewaltigt, es starben Menschen durch Krankheit und Kälte, durch Bomben und Kugeln, kleine und große Menschen und es passierte damals täglich. Das erlebte Grauen wurde durch die Generationen geschleppt, ohne dass man darüber sprach. Manche hatten Alpträume, andere kämpften unermüdlich dafür, den Mangel von Einst abzustellen. Alle hatten sie ihr Päckchen zu tragen, alle waren Opfer des Krieges. Niemand war schuld daran und doch war alles schambehaftet. Oder man wollte durch Schweigen das ganze Vergessen!Die Aufarbeitung beginnt mit dem gesprochenen Wort, mit dem sich Erinnern und Erzählen. Und erst, als Robert und Lilith über das sprachen, was sie bewegte, konnten sie in die Zukunft sehen und Entscheidungen treffen. Robert machte es einem nicht leicht, ihn zu mögen. Alle Figuren, auch der 12jährige Aaron, hatten Raum sich zu entwickeln und das machte die Geschichte ein bisschen rund. Die erste Hälfte des Buches musste auch ich mich erst in die Figuren einfinden. Sie waren befremdlich und ich konnte die Entscheidungen nicht immer nachvollziehen.Doch der Schluss versöhnt mich mit der Reihe, es findet alles seinen Platz. Vier Sterne gibt es von mir und eine unbedingte Lese-Empfehlung.