Eigentlich könnte jetzt ein bisschen Ruhe einkehren bei Andrea und Paul die beiden sind zurück in Frankfurt und wohnen nun zusammen in einer Wohnung, das Haus ist verkauft. Der Alltag plätschert gemächlich vor sich hin. Doch natürlich bleibt es nicht lange dabei. Wer Andrea kennt, weiß: Der ganz normale Wahnsinn ist nie weit entfernt.
Paul hat alle Hände voll zu tun mit seiner Praxis und mit dem Liebesleben seiner Ex-Frau, die er prompt mit einem befreundeten Radiologen verkuppelt. Andrea muss derweil nicht nur den Alltag meistern, sondern auch zwischen familiären Fronten vermitteln: Tochter Claudia ist ungewollt schwanger nach einem One-Night-Stand (und nein, der Vater ist nicht Emil), Sohn Mark studiert vor sich hin, Pauls Tochter Alexa zieht kurzerhand bei Andrea und Paul ein Reibung ist vorprogrammiert. Aber: Zwischen den beiden Frauen entsteht langsam eine vorsichtige Nähe, fast Freundschaft.
Während sich der Alltag einpendelt, bringt das Leben wie immer eigene Pläne mit: Ex-Schwiegervater Rudi ist inzwischen mit Malgo liiert ja, der Malgo, Andreas Lieblingspflegerin mit dem trockenen Humor. Die Beziehung läuft allerdings alles andere als rund.
Und dann ist da noch Halvar, Andreas kleiner Enkel, der ihre ganze Aufmerksamkeit bekommt. Susanne Fröhlich zeigt hier mit viel Feingefühl (und Augenzwinkern), wie schnell Mütter zu Großmüttern werden, die plötzlich alles für das Enkelkind tun manchmal mehr, als sie es je für die eigenen Kinder getan haben. Eine Dynamik, die vielen Leserinnen bekannt vorkommen dürfte.
Besonders spannend und ungewöhnlich: Abgetaucht spielt mitten in der Corona-Zeit, im Jahr 2020. Die Unsicherheit, das Eingesperrtsein, die völlig unterschiedlichen Meinungen all das spiegelt sich in Andreas Umfeld wider. Mal ernst, mal witzig, aber immer nah an der Realität. Fröhlich trifft dabei genau den richtigen Ton nicht belehrend, sondern beobachtend und authentisch.
Der Zeitsprung zum letzten Band ist etwas größer als gewohnt man fragt sich kurz, was man verpasst hat aber schnell ist man wieder drin. Die Geschichte bleibt unterhaltsam, lebensnah und manchmal auch berührend. Paul ist als ruhiger Gegenpol zu Andreas Gedankenkarussell wieder sehr gelungen, auch wenn das Liebesleben seiner Ex (und deren neuem Arztfreund Egon) ebenfalls für Gesprächsstoff sorgt.
Fazit: Abgetaucht ist kein luftiges Wohlfühlbuch, sondern ein kluger, witziger und sehr zeitgemäßer Roman über Patchwork-Familien, Elternrollen, Beziehungsalltag und darüber, wie sehr uns äußere Umstände (wie eine Pandemie) innerlich verändern. Für Andrea-Fans ein weiterer starker Band und für alle anderen ein guter Grund, die Reihe endlich anzufangen.