Melancholisch erzählter Kriminalroman, der nachdenklich stimmt
Ari ist der zuständige Kriminalkommissar und wird als solcher kurz vor den Osterfeiertagen, an denen er nach langer Zeit seinen 3-jährigen Sohn samt Ex-Freundin wiedersehen soll, an einen Tatort gerufen. Eine junge Frau ist vom Dach eines Gebäudes gestürzt. Obwohl irgendwie alle von einem Suizid ausgehen, ermittelt die Polizei natürlich auch, ob ein Verbrechen vorliegen könnte. Beides scheint eher unwahrscheinlich in dem kleinen Ort im Norden Islands, wo praktisch jeder jeden kennt, denn die junge Frau war eine zurückhaltende Musterschülerin mit Zukunftsplänen gewesen. Aber dann ist da noch dieser demente Mann, der behaupte, das ¿sie¿ ermordet wurde ¿Jonasson beschreibt einen Kommissar, der sich klar werden muss, wie sein Weg nach der Trennung und gestrandet in dieser Kleinstadt und mit neuem Kollegen weitergehen soll. Während seinen Ermittlungen begegnet er anderen Menschen, die ebenfalls an diesen Punkten stehen: Die Mutter, die ohne ihre Tochter weitermachen muss, die Freundin der Toten, für die klar ist, dass sie den Ort verlassen wird, seine verflossene Liebe, die über ein Studium In der Hauptstadt nachdenkt, dem Arzt, der mit seinem Pflegeheim dem Bankrott von der Schippe springen kann, dem Vater und Sohn-Gespann, die in der Einsamkeit neu anfangen ¿ damit fängt er eine interessante gesellschaftliche Stimmung ein. Die Ermittlungen wirken sehr intim, die Stimmung wirkt auf mich oft sehr melancholisch und am Ende muss man sich in mehr als einem Fall selbst fragen, ob der Ausgang der eigenen Vorstellung von Gerechtigkeit entspricht. Der Fall ist nicht über die Maßen raffiniert konstruiert. Das ¿Nordic Noir¿ liegt eher in den Zwischentönen und wird durch das Wetterphänomen zum Ende der Ermittlungen mit einem Schneesturm und dem folgenden Stromausfall toll eingerahmt.Ich habe die Vorgängerbände der Reihe nicht gelesen. Das war überhaupt kein Problem.