Eigentlich sollte es eine vergnügliche Ozeanreise über den Atlantik werden, untermalt von Karnevalsauftritten, Harry Houdini und Fischfilet der Extraklasse, doch schon wieder sehen sich Audrey Rose Wadsworth und Thomas Cresswell einem skrupellosen Mörder gegenüber, der ihre bisherigen Fälle mühelos in den Schatten stellt... Zwischen Illusion, Geschicklichkeit und eiskalter Manipulation spinnt Kerri Maniscalco wieder einmal eine Geschichte, die lose von der Realität inspiriert ist. Es wird wieder blutig und etwas makaber, aber klar, Audrey Rose ist Forensikerin mit ruhigem Messer. Während man den Irrungen und Wirrungen der Haupthandlung, also dem Mordfall, lange nicht auf die Schliche kommt (auch weil allein die schiere Anzahl der Leichen etwas erschlagend ist), sind zahlreiche Nebenhandlungen fast schon lächerlich offensichtlich (Das Liebesleben von Audreys Cousine beispielsweise). Auch das seltsame Liebesdreieck, das in diesem Buch gesponnen wurde, hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht, Thomas und Audrey sind doch schon ein perfektes Paar. Oder? Die beiden zusammen sind jedenfalls ein Fest, das zusätzliche Drama erschien etwas unnötig und auch anstrengend. Atmosphärisch überzeugt der dritte Teil der Reihe auf ganzer Linie, von düsteren Decks und blutigen Schiffskabinen gibt es allerhand zu erkunden, auch die Mystik des Karnevals wurde gut eingefangen. Das Einzige, was mich gestört hat, war Audrey Roses Art, zu reagieren. Dafür, dass sie so häufig mit kühler mathematischer Präzision arbeitet, ist sie manchmal beinahe schon übertrieben emotional und muss sich erstaunlich häufig einen Schrei oder ein Luftschnappen verkneifen. Außerdem denkt sie, dafür dass sie Freiheit und Gleichberechtigung so sehr schätzt, erstaunlich häufig über Anstandsdamen und Schicklichkeit nach. Kurzum, sie verwirrt mich, weiß manchmal auch nicht, was sie will, worunter auch der arme Thomas zu leiden hat. Wenn man davon absieht, hat man hier einen durchaus spannenden historischen Krimi, der mich persönlich auch mehr begeistern konnte als der Vorgänger - einfach durch die Abwesenheit von Vampiren - auch wenn der ganze Zirkus um die Tarotkarten mehr Verwirrung als Klarheit gestiftet hat.Eine gute Geschichte mit einigen Abzügen, jetzt bin ich gespannt auf das Finale, das hoffentlich etwas weniger Liebesdrama bereithält.