Historische Krimis mit Ermittlerduos gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Auch Frank Goldammer ist bereits erfahrener Autor von historischen Krimis, dank seiner Max-Heller-Reihe, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg spielt.Dass er mit seiner neuen Reihe, in der es um den Großvater Max Hellers geht und im 19. Jahrhunderts spielt, einen nachlegt, bietet sich deshalb an.Die Handlung hat mich direkt neugierig gemacht. Es geht um Geister, Spukerscheiungen, Séancen, und Gustav Heller und sein Kompagnon haben es mit allerhand finsterer Gestalten (im wahrsten Sinne des Wortes) zu tun. Generell entwickelt sich die Geschichte in eine grausame und brutale Richtung, in der junge Menschen ausgebeutet und gequält werden.Wie gesagt, die Ausgangssituation klingt super, auch die Ermittler sind sympathisch, sprechen allerdings sehr modernes Deutsch (z.B. ist mal von der "Couch" die Rede), aber darüber könnte man noch hinwegsehen. Leider hat das Buch noch einige andere Probleme.Es fängt damit an, dass sich die Handlung zu Beginn sehr zieht. Die erste Hälfte dreht sich im Grunde im Kreis; die Handlung tritt auf der Stelle. Es sterben zwar Leute wie am Fließband, aber immer auf die gleiche Art und Weise und eher als Randnotiz. Heller und Schramm springen zwischen verschiedenen Personen hin und her, die sie befragen; es geht immer wieder um Séancen, es werden die immer selben Fragen gestellt, ohne dass etwas nennenswert Neues passiert.Dann überschlagen sich die Ereignisse, es wird auch spannend, nur leider ist es einfach "too much". Es ist allerdings übertrieben und unglaubwürdig. Es geht um Folter, extreme psychische Erkrankungen, geraubte Kinder, Waisenhäuser, Kinderlosigkeit, verschwundene Ehemänner, Spukerscheinungen, Tod durch Erhängen, Selbstmorde usw. Trotz alldem hat mich die Auflösung dann auch nicht wirklich überrascht, war allerdings - wie erwähnt - furchtbar überzogen.Was mir außerdem gefehlt hat, war ein wirkliches Gespür für Ort und Zeit. Wie bereits erwähnt, ist die Sprache sehr modern. Überhaupt merkt man kaum, dass man sich im 19. Jahrhundert befindet. Ja, es ist ab und zu die Rede von Kutschen und Knechten und Mägden, aber das allein macht noch keinen historischen Roman aus. Ich erwarte, dass der Autor diese Welt für mich zum Leben erweckt. Dazu gehört auch, das historischen Dresden zu beschreiben, denn diese alte Welt unterscheidet sich doch erheblich vom modernen Dresden und ich als Leserin möchte sie kennenlernen.Für mich steckt schon einiges Gutes in diesem Buch, aber leider reiht es sich nahtlos in die Reihe eher unspektakulärer historischer Krimis ein, die den Markt überfluten und eher für laue Unterhaltung sorgen.