Der Traditionsbegriff ist in der evangelischen Dogmatik ein Forschungsdesiderat. In einer Analyse der Schriften des lutherischen Theologen Wolfhart Pannenberg und des römisch-katholischen Theologen Walter Kasper zeigt Elisabeth Maikranz, wie sich Schrift- und Traditionsverständnis wechselseitig bedingen und entwickelt ausgehend von den beiden Positionen ein ökumenisch informiertes, evangelisches Traditionsverständnis.
Diese Arbeit wurde mit dem Harding-Meyer-Ökumenepreis 2024 und dem ersten Preis der Dr. Kurt Hellmich-Stiftung 2025 ausgezeichnet.
Der Traditionsbegriff ist aufgrund der reformatorischen Fokussierung auf die Heilige Schrift und das Schriftprinzips ein Forschungsdesiderat innerhalb der evangelischen Dogmatik. Elisabeth Maikranz zeigt jedoch die fundamentaltheologische Relevanz des Traditionsbegriffs für die evangelische Theologie. Dazu untersucht sie die Verhältnisbestimmung von Tradition und Schrift bei dem lutherischen Theologen Wolfhart Pannenberg und dem römisch-katholischen Theologen Walter Kasper und deckt auf, wie beide durch die Herausforderungen der Moderne eine differenzierte Bestimmung des Verhältnisses von Schrift und Tradition entwickeln. Dabei nähern sich die beiden Positionen einander an und verstehen die Schrift zwischen Traditionswirkung und Überlieferungsbildung. Darüber hinaus wird der umfassende christliche Überlieferungsprozess sichtbar, von dem die Autorin Impulse für ein ökumenisch informiertes, evangelisches Traditionsverständnis gewinnt.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Das Verhältnis von Tradition und Schrift in der Theologie Wolfhart Pannenbergs
III. Das Verhältnis von Tradition und Schrift in der Theologie Walter Kaspers
IV. Tradition und Schrift zwischen Kontinuität und Diskontinuität. Vergleichende Auswertung der beiden Positionen