Ich bin von surrealen Settings prinzipiell fasziniert und nur zufällig bei der LBM über dieses Buch gestolpert. Die Protagonistin wird in einem Waldgebiet durch eine unsichtbare Wand festgesetzt und arbeitet an ihrem Überleben - das Buch stellt ihren Erfahrungsbericht dar, der Tagebuchartig selbst die Zeit des Schreibens mit reflektiert und selbst nicht aus der Situation entkommt. Für mich überraschend lag der Fokus jedoch nicht in der aktiven Auseinandersetzung mit der Wand, sondern nimmt eher die Beschreibungen aus dem survival Genre auf, deren Highlight in den Tierbeziehungen liegt. Eine neuen Blick darauf habe ich erst Monate später erhalten, als ich über Ole Liebls Rezension gestolpert bin, die ich sehr überzeugend fand. Demnach stellt Haushofer der oft als geistige Kontemplation idealisierten, männlichen Einsamkeit eine pragmatische weibliche Einsamkeit entgegen, die sich vor ihrer grausamen Realität nicht versteckt und am sozialen Miteinander festhält - die nicht auf De- sonder Konstruktion abzielt und auch die gesellschaftliche Realität vieler Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft als bloßes Durchhalten ohne perspektivische Veränderung abbildet.Hat mir sehr gut gefallen, vielleicht aber nicht ganz persönlich getroffen, weshalb ich nicht bei 5 Sternen rauskomme - das wäre jedoch sicherlich für viele ein Kandidat für die Bestbewertung.