Ist man nur als Mutter wirklich Frau? Leider ist das auch heutzutage noch in vielen Köpfen so drin, was ich sehr traurig finde.
Nadine Pungs möchte keine Mutter sein. Das können viele nicht akzeptieren, seien es Bekannte/Freunde oder gar Fremde.
Eine Frau, die offen über ihre Entscheidung gegen Mutterschaft spricht, ist vielen ein Dorn im Auge, da sie nicht dem typischen Rollenklischee entspricht.
Nadine Pungs geht der Frage, warum dies so ist, teilweise sehr persönlich nach. Auf der anderen Seite geht es um die Rolle der Mutter im Allgemeinen, um ungewollte Schwangerschaften/Schwangerschaftsabbrüche, die Geschichte des Patriarchats und so weiter.
Die Autorin hat mit Müttern, "Nichtmüttern" und auch ungewollt kinderlosen Frauen gesprochen. Der Schreibstil sowie der Ton der Autorin sind immer passend und treffend.
Sie möchte mit ihrem Buch keineswegs sagen, dass Kinderlosigkeit "besser" ist - es geht ihr einzig und allein darum, gleichwertige Akzeptanz für beide Lebensentwürfe zu fordern.
Meiner Meinung nach ist "Nichtmuttersein" von Nadine Pungs ein sehr kluges, wichtiges und lesenswertes Buch, völlig unabhängig davon, ob man Kinder hat oder haben möchte, keine Kinder hat und/oder keine haben möchte. Jede*r sollte das Recht haben, ihr/sein Leben so zu gestalten, wie sie/er es möchte. Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Entscheidungsfreiheit - ganz klare Leseempfehlung!
"Während keine Frau schwanger wird, um dem Staat ein Kind zu schenken, müssen sich Kinderlose dafür rechtfertigen, dem Staat kein Kind zu schenken", schreibt Tanja Dückers in ZEIT ONLINE.
"Was ist das Gegenteil von Mutter? Ist es die Nichtmutter? Es gibt keinen anderen Begriff. Aber "Nichtmutter" klingt wie ein Negativabzug einer Farbfotografie. Man muss das Wort gegen das Licht halten, um die Umrisse zu erkennen. Ich bin Nichtmutter, jedoch keine Nichtperson. Das "Nicht" in "Nichtmutter" wirkt trotzdem wie der Fingerzeig auf den Mangel. Wie bei" Nichtschwimmer" oder "Nichtwähler". Ich habe keinen Mangel. Ich bin vollständig. Ohne Fruchtbarkeit sogar vollständiger als jemals zuvor. Was bin ich? Das, was ich bin. Nichtmutter. Aber auch Nichtraucher. Hier steht das "Nicht" für die klügere Entscheidung. Und der "Nichtstuer" handelt zuweilen weise. Eine Sache nicht zu tun ist nämlich oft verantwortungsvoll. Ein "Nicht" muss nicht zwingend falsch sein. Ein "Nicht" kann das Positive in sich tragen. Denn: Wer Nein zu etwas sagt, sagt Ja zu etwas anderem."