Das astrophysikalische Weltbild hat sich im 20. Jahrhundert noch einmal entscheidend verändert. Dies hat Konsequenzen auch für das Verständnis von Religion und Theologie. Die Autoren der Beiträge in diesem Band geben Einblicke in die Wissenschafts-, Theologie- und Kunstgeschichte, die es erlauben, heutige Verstehensprobleme schärfer zu fassen.
Die moderne astrophysikalische Erforschung des Weltalls, insbesondere der Einsatz von Raumsonden, erweitert unser Weltbild mit ständig zunehmender Beschleunigung. Unterschiedliche Hypothesen und Theorien über die Geschichte des Universums fordern auch zu weltanschaulichen Auseinandersetzungen heraus. Diese Diskussion ist nicht neu: Kosmologie und Religion waren von der Antike bis zum Mittelalter und der Renaissance eng miteinander verbunden. Der Übergang vom geozentrischen, ptolemäischen Weltbild zum offenen Universum der Moderne bedeutete einen Bruch für die Lebensorientierung in der Welt: an die Stelle des geordneten Kosmos trat der Blick ins Unendliche. Der Mensch muß sich mit Hilfe der Vernunft neu einrichten. Naturwissenschaftliche Methoden allein reichen dafür offenbar nicht aus; die Dimension der Religion und des Glaubens gehört dazu. An Hand charakteristischer Beispiele aus der Religions-, Kunst- und Wissenschaftsgeschichte und der Diskussion des gegenwärtigen Erkenntnisstandes der Astrophysik wird in diesem Band schlaglichtartig beleuchtet, wie naturkundliches Interesse und religiöser, insbesondere christlicher Glaube miteinander ins Gespräch und wie Naturwissenschaft und Theologie in eine Verhältnisbestimmung zueinander gebracht werden können. Die Diskussion um das so genannte %quot; Anthropische Prinzip" wird in ihren vielfältigen Verästelungen gesondert vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
I. Einführung
Jürgen Hübner: Kosmologie in Geschichte, Kunst und Theologie - Dirk Evers: Das Verhältnis von physikalischer und theologischer Kosmologie als Thema des Dialogs zwischen Theologie und Naturwissenschaft
I. Geschichte
Samuel Vollenweider: " Der Erstgeborene vor aller Schöpfung" (Kol 1, 15-20). Überlegungen zum Stellenwert der kosmischen Christologie für das Gespräch zwischen Schöpfungstheologie und moderner Kosmologie - Beate Ego: " Es gibt sieben Himmel" (bHag 12b). Eine Überlieferung vom Aufbau der Welt im Kontext der rabbinischen Literatur - Adolf Martin Ritter: Christliche Kosmologie in der Alten Kirche - Heribert M. Nobis: Über den Wandel der Bewusstseinseinstellung der Gelehrten gegenüber der Natur vom frühen zum hohen Mittelalter - Johannes Zahlten: Zur christlichen Kosmologie in der Kunst des Mittelalters - Christoph Markschies: Neue Forschungen zur " Theologie der gotischen Kathedrale" - Friedrich Möbius: Heliotropismus im Sakralbau. Zu kosmologischen Aspekten der mittelalterlichen Kirchenarchitektur - Jean Seidengart: Infinitistische Kosmologie und Kopernikanismus bei Giordano Bruno - Johannes Zahlten: Barocke Himmelsbilder im kosmologischen Kontext - Hubert F. Goenner: Zur Entwicklung der Anschauungen vom physikalischen Kosmos
III. Ansätze für das gegenwärtige Gespräch
Jürgen Audretsch: Zum fachübergreifenden Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie - Jürgen Ehlers: Das Standardmodell des Universums - I. O. Stamatescu: Religiosität und naturwissenschaftliche Erkenntnis - Wolfgang Schoberth: Das Universum und die Welt, in der wir leben. Systematisch-theologische Überlegungen zur Kosmologie - Johannes Fischer: Über Kommunikationsprobleme zwischen Theologie und Naturwissenschaft
IV. Diskussion
Rüdiger Vaas: Ein Universum nach Maß? Kritische Überlegungen zum Anthropischen Prinzip in der Kosmologie, Naturphilosophie und Theologie