Gute Story mit kleinen Abstrichen
FazitDer Erdbeerpflücker hatte für mich vor allem psychologisch einen hohen Wert, da die Autorin nicht nur die äußere Handlung, sondern auch die familiären Hintergründe und die Psyche des Täters nach und nach beleuchtet. Zwar ist die Identität des Täters schnell bekannt/ bzw. bewusst, der Spannungsbogen liegt weniger im "Wer war's?", sondern vielmehr darin, wie und unter welchen Umständen er schließlich überführt wird. Dieser Perspektivwechsel von klassischem Whodunit hin zu einer Art psychologischem Kriminalroman macht den Reiz des Buches aus.Liest man die gesamte Reihe im Zusammenhang, fällt zudem ein bestimmtes Muster auf. So verwendet Monika Feth auffällig häufig ähnliche Namenskonstellationen, beispielsweise taucht der Name Mariella sowohl in der Jette- als auch in der Romy-Reihe auf. Ebenso gibt es immer wieder Figuren, die eine starke Verbundenheit zur Natur oder speziell zum Wald zeigen, was beinahe wie ein wiederkehrendes Motiv wirkt. Das lässt sich als Hinweis darauf deuten, dass auch Autorinnen ihren persönlichen Vorlieben, Themen und Atmosphären nie ganz entkommen, bewusst oder unbewusst fließen sie in ihre Werke ein.Der Erdbeerpflücker ist in meinen Augen kein Buch, das man als "gruselig" im klassischen Sinne bezeichnen würde. Vielmehr eignet es sich hervorragend als niederschwelliger Einstieg in das Krimi-Genre, gerade auch für LeserInnen, die sich an psychologische Spannung herantasten möchten.Ein Kritikpunkt, der mir immer wieder auffiel, betrifft die Sprache der jugendlichen Figuren. Diese wirkt stellenweise erstaunlich erwachsen oder gar altmodisch für ihr Alter. Zwar mindert das nicht die Lesefreude, doch kann es gelegentlich ein wenig unnatürlich klingen. Gleichzeitig verleiht es den Figuren jedoch auch eine gewisse Ernsthaftigkeit und Tiefe, die sie aus der Masse jugendlicher Charaktere anderer Krimis herausheben. Eckdaten zum Buch:Titel:Der ErdbeerpflückerAutor:Monika FethVerlag:cbtErscheinungsjahr:Dezember 2003Seitenzahl: 352Genre: KrimiSprache:DeutschMeine Bewertung:4/5 SternePreis:3 € (gebraucht) Zitate:"Er konnte nicht verstehen, dass es Menschen gab, die immerzu redeten. Sie machten keinen Unterschied zwischen Wichtigem und Unwichtigem, überschütteten einfach alles mit ihren kleinen, dummen, aufgeregten Worten. Schon als Kind hatte er gelernt, sich dagegen zu wappnen, indem er sich in sich selbst zurückzog. Er liebte es zu sehen, wie die Lippen seines Gegenübers sich bewegten, ohne dass auch nur ein Ton seine Ohren erreichte. Wie ein Fisch, dachte er dann. Wie ein Fisch auf dem Trockenen.""Eine Illustrierte bezeichnete meine Mutter einmal als eine vom Schreiben besessene Frau, die es gelernt hatte, ihre Sucht gut zu verbergen. Der das Leben zu wenig sei. Die sich in ihren Geschichten ein anderes Leben erfand."