Man steigt in einen Fall ein, der von Anfang an beklemmend ist: eine Jugendliche, deren Leiche im Main gefunden wird, niemand vermisst sie, und es kommen Dinge zutage, die einen nicht mehr loslassen. Die Autorin spart nicht mit Dunkelheit.Das Ermittler-Duo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein kennt man aus früheren Bänden und doch gelingt Neuhaus, dass man sich wieder auf sie einlässt, als stünde man ganz neu am Anfang. Die vielen Perspektiven, die kurzen Kapitel, die rasche Abfolge von Hinweisen und Verdachtsmomenten sorgen dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand gelegt habe. Gleichzeitig bleibt Raum zum Nachdenken: Wer ist Opfer, wer Täter, wer Mitwisser? Im Hintergrund lauert etwas, das größer ist als nur ein Einzelfall, eine Struktur, eine systemische Bosheit, und das macht das Ganze beunruhigend real.Die Beschreibung des Falles - ohne an dieser Stelle Spoiler zu verraten - ist brutal und schonungslos, aber eben nicht voyeuristisch. Die Autorin schafft es, einen mitzunehmen. Das Setting im Taunus, die Spuren-Arbeit, die kleinen Momente zwischen den großen Ereignissen: Alles passt.Wenn ich einen kleinen Punkt nennen müsste, dann dass gegen Ende vieles sehr schnell überstürzt wirkt; die vielen Fäden, die parallel laufen, bringen gegen Schluss ein hohes Tempo mit sich. Das hat mich kurz aus dem Lesefluss gebracht. Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau.