Eigentlich wollte Andrea es sich gemütlich machen stattdessen zieht sie um. Und zwar raus aufs Land, in ein riesiges altes Haus, das mehr Platz bietet, als ihr manchmal lieb ist. Mit dabei: ihre Mutter und die polnische Pflegerin Malgorzata, die auch in dieser Runde wieder mit trockener Ehrlichkeit punktet.
Der Klappentext versprach nicht viel doch Susanne Fröhlich überrascht positiv: Verzogen ist witzig, lebendig und voller Charme, ohne ins Überdrehte abzurutschen. Zwar bedient die Geschichte eine ganze Reihe von Dorf-Klischees vom neugierigen Nachbarn bis zur Dauer-Tratsche aber sie zeigt auch, wie viel Potenzial in einem Neuanfang steckt, selbst wenn die Umgebung erstmal nach tote Hose aussieht.
Andrea stolpert also nicht nur über alte Teppiche im Altbau, sondern auch in die Abgründe des Landlebens: Tratsch an jeder Ecke, viel Raum zum Nachdenken und ein Huhn namens Hannelore (Rasse Brakel), das mit seiner Eigenwilligkeit fast zur Hauptfigur wird. Charmant? Irgendwie schon. Anstrengend? Definitiv.
Wie immer schafft es Susanne Fröhlich, Andreas Innenleben nachvollziehbar und feinfühlig zu erzählen. Man versteht, was sie beschäftigt die Verantwortung für die Mutter, das Loslassen von alten Vorstellungen, die Suche nach dem, was ihr (noch) guttut. Und trotz aller Hindernisse: Am Ende gibt es einen rundum gelungenen Weihnachtsmarkt und ein Happy End für ein Paar, bei dem man es fast nicht mehr erwartet hätte.
Auch in Band 10 bleibt der Ton der Reihe leicht, mit dem typischen Augenzwinkern und einem ehrlichen Blick auf das Leben einer Frau in der Lebensmitte. Und wie Susanne Fröhlich in der Danksagung verrät: Verzogen ist nicht das Ende ein Ende ist nicht abzusehen schreibt sie. Gut so.
Fazit: Verzogen ist kein romantischer Landhaus-Traum, sondern ein unterhaltsamer, lebensnaher Roman über zu viel Platz, zu viele Meinungen und darüber, was wirklich zählt. Für alle, die Andrea schon länger begleiten, ein schönes Wiedersehen. Und für Neulinge: ein guter Einstieg in den ganz normalen Wahnsinn.