Die moderne Gesellschaft ist strukturell hochgradig differenziert und sie ist gleichzeitig flächendeckend von Organisationen durchzogen. In den meisten gesellschaftlichen Bereichen dominieren Organisationen das Geschehen. Die Rede von der Organisationsgesellschaft erscheint demnach höchst plausibel. Dass die komplexe Struktur der modernen Gesellschaft aber nicht auf einzelne Komponenten zu reduzieren ist, sondern ein ausdifferenziertes Gefüge unterschiedlicher Strukturkomponenten (Organisationen, Rollen, Professionen, Symbolmedien) ist, gehört zum Wissenskanon der soziologischen Differenzierungstheorie. Der vorliegende Text unternimmt den Versuch, die soziologische Systemtheorie Niklas Luhmanns für die Rekonstruktion und Systematisierung des wechselseitigen Bedingungsverhältnisses von moderner Gesellschaft und modernen Organisationen aufzubereiten, um so eine Verbindung von Differenzierungstheorie und dem Paradigma der Organisationsgesellschaft herzustellen. Die über verschiedene Theoriephasen entwickelte und mehrfach modifizierte soziologische Systemtheorie Niklas Luhmanns wird als umfassendes Erklärungsangebot für eine Gesellschaftstheorie von Organisationen diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.- Einführung und Problembezug.- 1. Gesellschaft und Organisation Kontingenz statt Rationalität.- 1.1 Zur Genese der modernen Organisation im Kontext soziokultureller Evolution Überlegungen zu Sozialstruktur und Semantik von Korporation, Assoziation und Organisation.- 1.2 Interaktion, Organisation und Gesellschaft Ebenen der Systembildung als Lösungen des Kontingenzproblems.- 1.3 Gesellschaft als umfassende Sinneinheit, strukturelle Differenzierung und die Generalisierung von Sinnstrukturen.- 1.4 Das Problem der Kontingenz Organisation als kongruente Generalisierung von Verhaltenserwartungen.- 1.5 Grenzen der Rationalität Kritik am zweckrationalen Modell der Organisation und dem ontologischen Systemmodel.- 1.6 Gesellschaft und Organisation als Systeme Werte und Zwecke als Strukturen.- 1.7 Die Zukunftsoffenheit und Entscheidungsabhängigkeit der modernen Gesellschaft Entscheidung und Programmierung von Entscheidungen im politischen System, der Verwaltung und dem Recht.- 2. Allgemeine Theorie organisierter Sozialsysteme.- 2.1 Theorie der formalen Organisation.- 2.2 Theorie selbstreferentieller sozialer Systeme Zur Ereignishaftigkeit sozialer Systeme.- 2.3 Organisierte Sozialsysteme als autopoietische Kommunikationssysteme.- 3. Differenzierungs- und Medientheorie.- 3.1 Formen der internen Systemdifferenzierung als Strukturen gesellschaftlicher Kommunikation.- 3.2 Segmentäre Differenzierung.- 3.3 Zentrum und Peripherie.- 3.4 Stratifikation als Differenzierung ungleicher Schichten.- 3.5 Zur Ausdifferenzierung von Funktionssystemen.- 3.6 Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation Zur Funktion von Kommunikationsmedien.- 3.7 Codes, Programme und die Einheit von Funktionssystemen.- 3.8 Inklusion und Exklusion Is there anybody out there? .- 3.9 Strukturelle Kopplungen funktionaler Teilsysteme.- 4. Organisation und Gesellschaft Diversifikation und Respezifikation statt Rationalität.- 4.1 Gesellschaftliche Differenzierung und Organisationsgenese Vom Rationalitätsprinzip zur Logik der differenten und differenzierten Systembildung.- 4.2 Organisation und symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien.- 4.3 Zentren und Peripherien in Funktionssystemen der Gesellschaft Interne Differenzierung durch Organisationsbildung.- 4.4 Entparadoxierung durch Organisation Interne Differenzierung als Paradoxieverschiebung.- 4.5 Zum Repräsentationsverlust gesellschaftlicher Einheit -Unsicherheitsabsorption durch Organisation.- 4.6 Organisation als Interdependenzunterbrechung selbstreferentieller Strukturen.- 4.7 Die strukturelle Kopplung von Funktionssystemen und die Beteiligung von Organisationen.- 4.8 Die Karriere als organisationale Inklusionsstruktur Welcome to the machine .- 4.9 Externale Kommunikationsfähigkeit oder kollektive Handlungsfähigkeit organisierter Systeme? Exkurs: Zur Unterscheidung von Funktions- und Leistungsbezügen.- 4.10 Externale Kommunikationsfähigkeit als Rollenfunktion Die Darstellung des Systems für Nichtmitglieder und die Funktion von Grenzstellen.- 4.11 System oder Kollektiv(ität)? Exkurs zu Parsons Begriff der collectivity und der Bürokratie als evolutionary universal.- 4.12 Personalisierung, Attribution und die Entstehung kommunikativer Adressen durch Kausalattribution und Schemabildung.- 4.13 Organisation als kollektiver und korporativer Akteur Zur Korrelation von Sozialstruktur und Semantik am Beispiel der juristischen Person.- Einsichten und Ausblicke.- Literatur.