Ein humorvoller, spannender Schweizer Krimi
Zita und Werner erwarten ein Kind. Das ist ein ziemlicher Sprung, denn im ersten Band hatten sie sich erst geküsst, da war noch viel Enemies-to-Lovers-Vibe zu spüren. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es war auch ein Versehen, denn Zita hat ihren Master mit Bestnote abgeschlossen und wollte eigentlich Karriere machen, ihren Doktor beginnen und arbeiten. Entsprechend angespannt ist es zwischen ihr und Werner. Noch wohnt sie halb bei ihrer Zimmerwirtin Helen, halb bei Meier, ohne sich das wirklich einzugestehen - sie will unabhängig bleiben.Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Zita, Werner, Eltern der entführten Babys, den Entführer:innen, von kinderlosen Paaren, die unbedingt ein Kind adoptieren möchten, was auf legalem Weg nahezu aussichtslos erscheint, und noch weiteren Nebenfiguren. In einem Spital in Uster, wo Zita ihr Kind zur Welt bringt, wird ein Baby entführt. Eigentlich wollte sie sich eine kurze Mutterpause gönnen, doch schon bald beginnt sie Nachforschungen anzustellen. Schliesslich passiert etwas, das alles auf den Kopf stellt: Zitas und Werners eigenes Baby Finn wird entführt. Von da an setzen die beiden alles daran, ihr Kind wiederzufinden - und geraten dabei in gefährliche Ermittlungen.Sehr witzig fand ich Paula, die 84-jährige Yogalehrerin von MomYoga. Zita besucht ihre Kurse, in denen auch eine Mutter dabei ist, die eine Schwangerschaft nur vortäuscht, um auf anderen Wegen zu einem Kind zu kommen. Diese Frauengruppe mit ihren unterschiedlichen Dynamiken ist spannend und trägt viel zur Handlung bei. Paula fand ich mit ihren "Internetz"-Sprüchen ("Segeln statt Surfen") anfangs sehr witzig, irgendwann wurde es mir aber fast ein bisschen zu viel, zumal auch Helen, Zitas Zimmerwirtin, dieselben Sprüche brachte.Was mir insgesamt etwas gefehlt hat, sind tiefere Einblicke in Zitas und Werners Vergangenheit - gerade bei Zita hätte mich mehr interessiert. Die vielen Perspektivenwechsel sind stellenweise etwas hastig, doch genau das sorgt auch für Spannung.Alles in allem ist es ein sehr lesenswerter Krimi, spannend, tiefgründig und mit feinen Beobachtungen und vielen Handlungssträngen, die sich am Ende zu einem zusammenschliessen und für viele Überraschungen sorgen. Am besten liest man zuerst Band eins, und dann geht es natürlich weiter. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf den nächsten Teil.