Goldene Wege bildet den Abschluss der Trilogie "Die Münchner Ärztinnen" von Ina Bach. Der Roman, der die Jahre 1905 bis 1910 umspannt, erzählt nicht nur von persönlichen Träumen, sondern auch von unerschütterlichem Mut in einer Zeit, die Frauen noch immer enge Grenzen setzte.
Im Mittelpunkt stehen Lulu, Elsa und Fanny, deren Schicksale erneut eng miteinander verknüpft sind. Besonders Fannys Geschichte bewegt: Nachdem sie zuvor gezwungen war, als Mann zu studieren, darf sie nun endlich offiziell als Frau an die Universität. Doch die Realität ist ernüchternd Professoren begegnen ihr mit Misstrauen, Kommilitonen mit Spott und Häme. Ihre offene, manchmal aufbrausende Art verschafft ihr wenig Sympathien und erschwert ihr den ohnehin beschwerlichen Weg zusätzlich. Fannys Zorn über die offensichtliche Ungerechtigkeit ist nachvollziehbar, doch ihr impulsives Verhalten gießt nicht selten Öl ins Feuer.
Auch Lulu und Elsa stehen vor wichtigen Entscheidungen. Lulu trifft sich weiterhin mit dem charmanten Rennfahrer Thaddy, doch Zweifel bleiben: Meint er es wirklich ehrlich mit ihr? Elsa scheint privates Glück gefunden zu haben, wird jedoch immer wieder von der Suche nach ihrer verlorenen Tochter Tilda eingeholt. Hinzu kommt die Sorge um ihre Freundin Änny, die in eine tiefe Melancholie stürzt und in die Abhängigkeit von Medikamenten gerät.
Ina Bach erzählt diese bewegenden Lebenswege in einer feinfühligen, atmosphärisch dichten Sprache. Was zunächst ruhig beginnt, entwickelt spätestens ab der Hälfte spürbar mehr Tempo. Dramatische Wendungen und unerwartete Schicksalsschläge verleihen der Geschichte große emotionale Tiefe. Der Weg der jungen Frauen ist nicht einfach, und doch bleibt ihre Hoffnung stets spürbar.
Besonders eindrucksvoll ist die Einbettung historischer Ereignisse gelungen: Die Begegnung mit Dr. Alois Alzheimer sowie die aufregenden Anfänge der Luftfahrt rund um die Gebrüder Wright bereichern die Erzählung und machen das Buch zu einer faszinierenden Zeitreise.
Ein kleiner Kritikpunkt bleibt: Auf dem Cover sind wie auch bei den Vorgängerbänden nur zwei Frauen abgebildet, obwohl die Geschichte drei junge Ärztinnen begleitet. Dieser Umstand wird dem vielschichtigen Inhalt nur bedingt gerecht.
Ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe zieht sich wie ein feiner roter Faden durch das Buch und fasst das Lebensgefühl der Figuren treffend zusammen:
"Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden." (S. 472)
Fazit:
Ein starker, berührender Abschluss einer besonderen Reihe, der Mut, Freundschaft und Durchhaltevermögen feiert. Goldene Wege bleibt lange im Herzen eine ebenso lebendige wie emotionale Zeitreise.