Als ich Die Geschichte des Klangs aufschlug, war ich sofort eingenommen von der leisen Magie, die Shattuck in seine zwölf miteinander verwobenen Kurzgeschichten legt. Kleine, scheinbar unbedeutende Artefakte eine alte Wachszylinderaufnahme, ein vergessener Schnappschuss, ein verblasstes Gemälde entwickeln Dynamik, lösen Rätsel aus und führen über Generationen hinweg zu Entdeckungen.
Die Titelgeschichte die Begegnung zwischen Lionel und David in einer verrauchten Kneipe, gefolgt von ihrer Reise durchs mondbeschienene Maine hat mich besonders berührt. Ich spürte ihren Sog, die strahlenden Obertöne großer Gefühle und die schwere Ahnung, dass manche Liebe mehr nachklingt als laut ist. Die Sprache fließt in sanften Linien, detailreich und doch in zurückhaltender Eleganz.
Am besten hat mir gefallen, wie Shattuck die Geschichten paarweise erzählt: Man liest eine erste Erzählung, ahnt Fragmente dann schlägt man zur passenden zweiten auf, und plötzlich fügt sich eine Spur, eine Wendung oder ein Gefühl zu einem größeren Bild . Genau diese Struktur hat mich beim Lesen gefesselt. Es ist, als lausche man einem Echo, das man zuerst nur schwach wahrnimmt, aber je genauer man hinhört, desto klarer wird es.
Allerdings fragte ich mich manchmal: Wäre an manchen Stellen ein stärkerer Spannungsbogen hilfreich gewesen? Etwas mehr Spannung hätte vielleicht zur besseren Enträtselung einzelner Fäden beigetragen.
Fazit
Für mich ist Die Geschichte des Klangs ein literarisches Juwel: leise, kunstvoll, mit den Mitteln der Poesie, erzählt in der Stille zwischen den Tönen. Wer es liebt, in Geschichten aufzutauchen, die nicht laut poltern, sondern zart nachhallen, wird dieses Buch genießen besonders, wenn man ein Faible für Erinnerung, Klang und das Gefühl hat, dass Vergangenheit immer gegenwärtig ist.