Ein Solitär unter den Dichtern der jüngeren Generation.
Michael Braun, Sprache im technischen Zeitalter
Wie soll ich sagen: SEIN GELASSEN ist wirklich ein trauriges und ein tröstliches Buch. Es ist ein hellwaches, ein schlafwandlerisches Buch, ein Buch, das die in den Halbschlaf zurücksinkenden Gedanken festhält und loslässt. Das erhellt und verdunkelt. Es ist ein Erinnerungsbuch, das sich von den Erinnerungen löst und sie auf keinen Fall preisgibt. Es ist sehr klar, und gleichzeitig verwaschen oder verklärt, geblendet, verschwommen und streng. Und ohne jede Strenge, wie etwas, das resignativ aufgeht, weil nun ja doch alles gleich ist. Aber es ist nicht gleich. Es ist verdreht. Und völlig unverdreht. Bei jedem Lesen ist es anders. Es ist wach und niemals aufgewacht. Es schläft und ist niemals eingeschlafen. Es folgt noch dem geringsten Reiz und bleibt stehen, wo der Strom das Ufer mitnimmt. Es rauscht, schaut, blinzelt und öffnet kein einziges Auge. Es wird die Lider nie wieder schließen. Es hat diese Stimme. Es hat die andere Stimme. Es ist ein Schneebild, und es steht im Finstern. Und es flackert so langsam, dass das Auge nicht mit kann.
Monika Rinck, forum. eu
Meditationen, die sich in Gedankensplitter auflösen, Aphorismen, die sich verästeln im Reagieren und Eindrückesammeln vom Tod; das Sichverlieren im Offenen, im Hin- und Herspringen, in Rastlosigkeit, im Scheitern schon neuen Anlauf nehmend Ein Bekenntnis zum Trost, zur Trostsprache, zum Trostbuch.
Erec Schumacher, www. signaturen-magazin. de