Mit dem Aufkommen der historischen Kritik in der Aufklärung brach für den Protestantismus die Auffassung zusammen, die Bibel sei ein von Gott selbst diktiertes Werk. Jörg Lauster zeigt, wie die protestantische Theologie auf diese Herausforderung reagiert und das Ziel verfolgt hat, sowohl die historisch bedingte Entstehung der Bibel anzuerkennen als auch ihre Geltung als verbindliche Quelle des Christentums zu bewahren.
Die Einsicht in die historische Bedingtheit der biblischen Schriften stellt für das Schriftprinzip altprotestantischer Prägung eine einschneidende Herausforderung dar. Jörg Lauster zeigt, wie die protestantische Theologie von Schleiermacher an darauf reagiert und welche Transformationen das protestantische Schriftprinzip durch die Anwendung der historischen Schriftauslegung bis in die Gegenwart hinein durchlaufen hat. Am Beispiel des Methodenbewußtseins wird damit das Verhältnis von protestantischer Theologie und Neuzeit thematisiert. Auf dieser Grundlage erarbeitet der Autor einen Ausblick, der versucht, auf einer erfahrungstheologischen Grundlage an dem großen und für die Neuzeit so wichtigen Erbe der historischen Kritik in der protestantischen Schriftlehre festzuhalten.