Na gut, ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Emma Die Graphic Novel ist nicht einfach nur ein Klassiker im neuen Gewand, sondern eine visuelle Liebeserklärung an alle, die Jane Austen schon immer ein bisschen moderner erleben wollten. Man wird von Seite eins an in das kleine Städtchen Highbury katapultiert, wo Emma Woodhouse mit einem Selbstbewusstsein durchs Leben stolziert, das irgendwo zwischen liebenswert überheblich und herrlich naiv pendelt.
Ich dachte eigentlich, ich wüsste, worauf ich mich bei Austen einlasse Pustekuchen! Claudia Kühn und Tara Spruit haben diesem Klassiker einen Frischekick verpasst, der mich ständig zwischen Schmunzeln, Augenrollen (im besten Sinne) und Staunen schwanken ließ. Die Illustrationen? Pure Augenweide! Farben, Details, Mimik das ist Regency-Ära trifft Instagram-Ästhetik, aber ohne Filterwahn.
Emma als Kupplerin wider besseres Wissen? Man möchte sie gelegentlich liebevoll schütteln und gleichzeitig für ihren Dickkopf feiern. Dass ich als Leser dazwischen immer wieder selbst zur Erkenntnis gelotst werde, macht den Reiz dieser Graphic Novel aus. Harriet Smith als süß-naiver Wirbelwind und Mr. Knightley als stoischer Ruhepol die Chemie stimmt, Funken fliegen (manchmal auch quer über die Seiten).
Was mir richtig gefallen hat: Trotz aller Leichtigkeit bleibt der gesellschaftskritische Biss von Austen erhalten. Es ist diese subtile Ironie, die einem in hübschen Panels entgegengrinst und mich mehr als einmal laut lachen ließ. Das Buch nimmt sich selbst nicht zu ernst und genau deshalb funktioniert es so grandios.
Für Austen-Einsteiger eine perfekte Einstiegsdroge, für Austen-Kenner eine herrlich charmante Neuinterpretation. Wer Romantik mit einem Augenzwinkern mag, kommt an dieser Graphic Novel nicht vorbei. Fazit: Emma? Du bist mir zwar hoffnungslos beratungsresistent aber ich liebe dich dafür!