Romy Schneider hat mich schon als Kind fasziniert. Ihre frühe Paraderolle als Kaiserin Sissi ist sicher eine der frühesten Erinnerungen, doch auch die traurige, einsame Romy kurz vor ihrem Tod hat sich mir eingeprägt. Michelle Marly beschreibt ihrem Roman den Weg von der jungen erfolgreichen Schauspielerin zur selbstbewussten Frau. Ein wirklich bewundernswerter und sicher auch harter Weg, wie sehr gut deutlich wird. Die Handlung beginnt Ende der 50er Jahre als Romy zu Dreharbeiten nach Paris geht und dort den jungen und damals noch unbekannten Alain Delon kennenlernt. Auch eine Figur, die mich sehr fasziniert. Der rebellische, oft ungehobelte, aber wunderschöne Mann wird Romy über viele Jahre begleiten. Erst als Liebhaber und Verlobter, dann als guter und wichtiger Freund. Den Großteil des Buches nimmt die Liebesgeschichte zwischen den beiden ein. Romys Gefühlsleben ist sehr gut eingefangen. Sie, die die Jugend übersprungen hat, fühlt plötzlich die Energie und das Leid der ersten großen Liebe. Ihre Geschichte ist eng verflochten mit der professionellen Karriere der beiden Schauspieler. Während es für Alain immer weiter bergauf geht, stagnieren die Angebote für Romy. Das ist die erfolgsverwöhnte junge Frau nicht gewöhnt. Sie leidet und doch gelingt es ihr, den Kopf aus dem Sand zu ziehen. Ihr Willen die französische Sprache zu lernen und am Theater in Paris zu bestehen, imponieren mir. Als Leser weiß man schon, dass die Beziehung zu Delon nicht von Dauer sein wird und dieses Ungleichgewicht zwischen den beiden zieht sich durch die Jahre. Romy ist immer die, die etwas mehr liebt. Besonders beeindruckt hat mich auch das sehr enge Verhältnis zu ihrer Familie, insbesondere ihrer Mutter. Romy kann sich nur schwer lösen, sehnt sich nach Harmonie und kann dennoch dem Drang nach Freiheit nicht widerstehen. Ein sehr bildhafter und gefühlvoller Einblick in das Leben und Wirken einer der bedeutendsten Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts.