Der Zweifel ist eine Signatur der Moderne, führt aber in der Exegese ein Schattendasein. Benjamin Schliesser legt in der vorliegenden Studie erstmals eine Zusammenschau der frühchristlichen Auseinandersetzung mit dem Zweifel im Kontext der antiken Religions- und Geistesgeschichte vor. Es zeigt sich ein überraschender Facettenreichtum, der auch für das gegenwärtige theologische Nachdenken Impulse geben kann.
Der Zweifel ist eine Signatur der Moderne. Im gesamten Spektrum der geisteswissenschaftlichen Disziplinen hat er derzeit Hochkonjunktur. In der Exegese führt er dagegen noch ein Schattendasein. Benjamin Schliesser spürt in der vorliegenden Studie Ausdrucksformen des Zweifels und der Zweiseeligkeit in den frühchristlichen Schriften auf und legt die zentralen Aussagen in ihrem literarischen und situativen Zusammenhang aus. Zudem zeichnet er sprach-, motiv- und traditionsgeschichtliche Entwicklungslinien nach, zieht analoge Vorstellungen aus der antiken Religions- und Geistesgeschichte bei und fängt die Rezeption und Fortwirkung der neutestamentlichen Texte exemplarisch ein. Der frühchristliche Zweifel wird dabei auch im Licht seiner Wirkungsgeschichte in Dogmatik und Ethik interpretiert. Es zeigt sich ein überraschender Facettenreichtum im frühchristlichen Diskurs, in dem sich intellektuelle, emotionale und ethische Dissonanzen Ausdruck verschaffen und auf vielfältige Weise bearbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die Sprache des Zweifels im frühen Christentum
3. Paulus. Der Zweifel als " unmögliche Möglichkeit" im Rahmen einer apokalyptischen Theologie
4. Synoptiker. Existenzieller Zweifel in Heilungswunder-, Naturwunder- und Auferstehungserzählungen
5. Johannesevangelium. Der zweifelnde Thomas: Narrative Zweifelsbearbeitung
6. Jakobusbrief. Zweiseeligkeit und Gespaltenheit in einer Ethik der Ganzheitlichkeit
7. Der Hirt des Hermas. Zweiseeligkeit und Zweifel in alltagstheologischem Gewand
8. Hebräerbrief. Überwindung des Zweifels im Diskurs
9. Synthese